Laut dem BME sparen Firmen mit E-Procurement bis zu 35 Prozent

27.04.2007
Auf der Fachmesse "E-Procure & Supply" in Nürnberg äußerten sich Aussteller positiv über die Nachfrage nach Software, Diensten und Beratung rund um die Beschaffung. Firmen stehen unter Kostendruck und wünschen sich effiziente und transparente Einkaufsabläufe.

Dass Firmen durch die Nutzung elektronischer Beschaffungswerkzeuge Geld sparen können, sieht der Bundesverband Materialwirtschaft Einkauf und Logistik e.V. durch eine Studie untermauert. Anwenderunternehmen, zu denen immer mehr mittelständische Firmen zählen, könnten demnach im Schnitt zwischen zehn und 35 Prozent bei Prozesskosten einsparen. Die Einstandspreise für gekaufte Waren ließen sich durchschnittlich zwischen fünf und zehn Prozent reduzieren.

Der Verband befragte zum vierten Mal im Vorfeld E-Procure & Supply Betriebe und fertigte daraus das "BME-Stimmungsbarometer Elektronische Beschaffung 2007". Interviewt wurden 95 Unternehmen, davon 49 Großfirmen mit über 2000 Angestellten. Analysiert werden die Befragungsergebnisse vom Lehrstuhl Industriebetriebslehre der Universität Würzburg.

Laut Ronald Bogaschewsky, Professor an der Uni Würzburg und BME-Vorstandsmitglied, geht der Trend zu anspruchsvolleren Einkaufslösungen. Dies schließt Warenbestellungen ein, die nicht über standardisierte Kataloge geordert werden können. "Wer heute bereits E-Procurement nutzt, baut die Funktionen weiter aus." Vermehrt würden auch Funktionen zur Lieferantenbewertung installiert.

Intensiv genutzt werden E-Procurement-Systeme im Mittelstand. Mitunter arbeiten Firmen dieser Größe intensiver mit den Lösungen als die Mitarbeiter großer Unternehmen. "Bestellsysteme sind in Konzernen schwerer durchzusetzen als in kleinen und mittelständischen Betrieben", so Bogaschewsky.

Im Vergleich zu den Studienergebnissen des vorangegangenen Jahres wollen jedoch weniger Firmen Ausschreibungs- beziehungsweise Auktionssysteme, auch E-Sourcing genannt, und E-Collaboration in naher Zukunft einführen. Letzteres umfasst den Datenaustausch mit Lieferanten, um beispielsweise gemeinsam ein Produkt zu entwickeln. Die Zurückhaltung hängt dem BME zufolge damit zusammen, dass viele Unternehmen "Global Sourcing" etwa in China und anderen Emerging Markets betreiben. In diesen Regionen ließen sich elektronische Geschäftsbeziehungen noch nicht ausreichend gut abbilden.

Ferner bewerten die Befragten die Servicequalität von E-Sourcing-Diensten deutlich schlechter. Offenbar hatten viele Betriebe bislang nur Pilotsysteme betrieben oder Sourcing-Tools sporadisch verwendet. Defizite treten in der Regel aber erst im Dauerbetrieb auf.

Nach Bogaschewskys Ansicht liege die Kritik unter anderem darin begründet, dass sich Sourcing-Prozesse in Branchen wie dem Anlagen- und Maschinenbau nicht so leicht standardisieren lassen. "Firmen wollen ihre Individualität behalten. Wenn die Sourcing-Plattform dies nicht erlaubt, fällt die Bewertung schlecht aus."

Bogaschewsky zufolge wird das Einsparpotenzial durch Sourcing in beispielsweise China überschätzt. Zwar ließen sich Waren möglicherweise günstiger beziehen, doch entstünden Kosten durch Lagerhaltung, Logistik und Qualitätssicherung. Außerdem würden die Firmen mit ihren existierenden Lieferanten zu wenig in Verhandlung treten und beziehen diese oft zu spät in die Entwicklung von neuen Produkten ein. Zu selten würden produzierende Unternehmen Losgrößen mit ihren Zulieferern abstimmen. Nach Überzeugung des Professors könnten deutsche Firmen insbesondere bei der Produktentwicklung sparen, indem sie beim Design Material berücksichtigten, dass sich per Katalog ordern lasse. Dabei seien die Konzepte des "Procurement Engineering" schon seit langer Zeit bekannt. "In der Entwicklung werden bis zu 70 Prozent der Produktkosten festgelegt. Steht die Materialstruktur erst einmal, sind Einsparungen nur noch in geringem Maße möglich." Einige Unternehmen wie etwa Bosch und ZF Friedrichshafen betreiben bereits Procurement Engineering. (fn)