Laterales Führen gegen Teamkonflikte

09.06.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die Methode des lateralen Führens eignet sich besonders für übergreifende Projekte, in die nicht nur Mitarbeiter mehrerer Abteilungen, sondern auch von Partnerunternehmen und Beratungshäusern hierarchieunabhängig/hierarchieübergreifend eingebunden sind. Metaplan hat neben den theoretischen Grundlagen Werkzeuge entwickelt, verfahrene Situationen zu meistern. Ibold empfiehlt zum Einstieg zunächst eine Analyse der Situation. Dabei helfen Fragen wie: Welche Beteiligten haben welche persönlichen oder abteilungsspeziellen Interessen? Sind sie in der Lage, Macht auszuüben?

Um diese Strukturen zu durchschauen, hilft es, die Perspektive zu wechseln. Für den IT-Manager könnte das heißen: Er stellt sich das zu lösende Problem aus der Sicht des Controllers vor. Ein Fragekatalog hilft, sich in die Gedankenwelt des Gegenübers hinein zu versetzen, um dessen Motive zu verstehen. "Das hat nichts mit Harmoniegelaber zu tun", sagt Ibold ganz ohne Umschweife. Die Methode soll den Kontrahenten helfen, die bestehenden Machtverhältnisse zu durchschauen, um eigene Wünsche und Vorstellungen auf diplomatischem Weg umzusetzen.

Zu den einfachen aber wirkungsvollen Werkzeugen des Konzepts gehört es, dabei neue Begriffe einzuführen. "Gerade vorbelastete Wörter wie Team können die Projektarbeit enorm belasten, denn der Begriff impliziert einen Harmoniegedanken, der der Arbeit oft im Wege steht", meint Ibold. Er empfiehlt, den Team-Begriff aufzulösen ind das, was die Gruppe wirklich ist: eine "projektbezogene Zweckskooperationsgemeinschaft". Jeckel setzt die Methode bereits in seinem Arbeitsalltag ein. "Der einfache Schritt, belastende Begriffe umzuformulieren, hilft uns in der Projektarbeit weiter. Dadurch verschieben sich zwar nur Nuancen, doch die Wahrnehmung der Teamkollegen verändert sich", beschreibt Jeckel seine Erfahrungen.

Ein weiterer Lösungsansatz von Metaplan ist es, Tauschbörsen zu schaffen. Die Teamspieler erweitern ihren Handlungsspielraum, indem sie Zugeständnisse machen, im Gegenzug aber einen Teil ihrer Interessen durchsetzen können. Oft nutzen Mitarbeiter sollte Tauschgeschäfte schon in ihrem Arbeitsalltag, um besser mit Kollegen zu kooperieren. Wenn beispielsweise bestimmte Arbeiten unbedingt noch heute erledigt werden müssen und Überstunden anstehen, sind viele schnell bereit, länger zu bleiben, wenn sie die Mehrstunden gegen einen freien Nachmittag eintauschen können. Mit den Egoismen der Beteiligten wird dabei bewusst kalkuliert.

"Laterales Führen soll neue Machtspiele in Gang setzen", erklärt Ibold den Ansatz. Macht und Einfluss sind feste Größen innerhalb einer Organisation. Der Ansatz des lateralen Führens erkennt das an. "Bestimmte Zwänge gibt es in jeder Organisation. Wir wollen den Leuten den Blick dafür öffnen, diese auch zu erkennen", so Ibold.

Jeckel und seine Kollegen waren nach dem Seminar überzeugt, dass die Methode des lateralen Führens ihren Arbeitsalltag in Projekten vereinfacht. "Dinge, die wir aus dem Bauch heraus schon vorher eingesetzt haben, sind für uns transparenter geworden. Entscheidungen lassen sich nun rational nachvollziehen."