Realtime-Laborsystem im Krankenhaus Oststadt, Hannover:

Lasy braucht 8 K und ein gutes lnface

09.07.1976

HANNOVER - Im Krankenhaus Oststadt, Hannover, hat eine "Arbeitsgruppe Labor-EDV" das Realtime-Laborsystem "Lasy" implementiert, das mit nicht gerade neuester Hardware (zentrale Einrichtung ist eine IBM 1130 mit 8 KB-Hauptspeicher) zur Zufriedenheit aller Benutzer im Einsatz ist. Das sei - so R. Pigors, Diplom-Mathematiker und Mitglied der Arbeitsgruppe - in erster Linie auf das selbstentwickelte Betriebssystem und ein von der Münchener Firma Wissenschaftliche Datenverarbeitung (WDV) GmbH geliefertes Interface zurückzuführen.

"Geplant war ein derartiges System bereits vor mehreren Jahren", berichtet Pigors, "doch das damals von IBM begonnene Projekt, das Modellcharakter haben sollte. wunde abgebrochen, als erhebliche Schwierigkeiten auftraten."

Duplizität der Ereignisse: R. Pigors hatte nämlich zunächst bei der Medizinischen Hochschule Hannover an der Einrichtung eines ähnlichen Laborsystems mitgewirkt, das ebenfalls mit einer IBM 1130 (64 KB) ausgerüstet ist, jedoch ohne WDV-Interface und mit IBM-Betriebssystem arbeitet. Pigors lakonisch: "Das Konzept hat sich wegen zu hoher Störanfälligkeit nicht bewährt."

Vor ungefähr zwei Jahren begann dann die Arbeitsgruppe mit der Realisierung des Projektes "Lasy" im 1 Krankenhaus Oststadt, wobei wiederum eine 1130 als Zentralrechner vorgesehen war. "Deshalb sah die Sache am Anfang fast aussichtslos aus", erinnert sich der Diplom-Mathematiker.

Daß das Projekt schließlich doch erfolgreich abgeschlossen wurde, liege nicht zuletzt am selbsterstellten Betriebssystem. Es ermöglicht eine Online-Erfassung und -Verarbeitung von sieben Analysengeräten (Analogdaten) und fünf Identifikationslesern, Terminalbetrieb mit drei E-/A-Schreibmaschinen und zwei Fernschreibern, Parallelarbeit aller E/A-Einheiten, Multiprogramming sowie eine Online-Modifikation aller Programme und Daten.

Schnittstelle nach Maß

"Der Clou des Systems ist allerdings das Interface der WDV GmbH, das speziell nach unseren Wünschen konzipiert wurde", schwärmt R. Pigors. "Erst damit konnten wir die zahlreichen peripheren Geräte an den IBM-Rechner anschließen." Analysen innerhalb des Laborsystems laufen nach folgendem Schema ab: Zunächst wird dem Identifikationsleser automatisch ein Proberöhrchen zugeführt, auf dem sich eine codierte Probennummer befindet. Der Leser dreht daraufhin das Röhrchen vor die Lesezelle und erfaßt die Code-Nummer. Anschließend wird das Röhrchen zum Analysengerät transportiert, der Inhalt abgesaugt und analysiert. Die IBM 1130 ruft das Analyseergebnis mit zugehöriger Uhrzeit und Probennummer ab und gibt den Befund über Schnelldrucker aus.

Trotz geringer Hauptspeicherkapazität und dadurch bedingter hoher Systemauslastung sind die Responsezeiten sehr kurz", erläutert R. Pigors.

Für die nächste Zukunft planen die Hannoveraner als Übergangslösung die Erweiterung des IBM 1130-Hauptspeichers auf 16 KB. Später soll ein Interdata-Minicomputer für spezielle Aufgaben wie die Bearbeitung des Eildienstes eingesetzt werden.

"Wenn wir das Projekt noch einmal realisieren müßten". so Pigors abschließend, "würden wir zwar das gleiche System entwickeln, jedoch statt der IBM 1130 einen Interdata-Rechner nehmen."