Software-Tools in der (Hersteller-) Diskussion:

"Laßt Anwender zu Wort kommen"

25.03.1977

WILHELMSHAVEN - "Software-Tools sind Krücken, auf die wir uns stützen können, bis diese Funktionsstandards von den Compilern übernommen werden", resümierte Dieter Stein in seinem Diskussionsbeitrag (CW Nr. 7 vom 11. 2. 1977 "Kein Platz für Software-Tools?") zum Thema "Programmierhilfen und Generatoren". Er provozierte dadurch diejenigen Softwarehäuser, die Softwarewerkzeuge erfolgreich vertreiben. Die Erwiderung ließ denn auch nicht lange auf sich warten. "Keinesfalls auf Krücken, sondern auf festen Beinen stehen viele Anwender unserer Tools", behauptet ADV/Orga-Chef-Softwareentwickler Klaus Tauscher in einem Leserbrief an die COMPUTERWOCHE. Er schreibt weiter: "Einziges Ergebnis der bisherigen Diskussion ist eine völlig unbegründete Verunsicherung der Anwender, die heutigen Software-Toots sollten mitverantwortlich für die Software-Misere sein! Festzustellen ist: Die am Markt angebotenen Software-technologischen Werkzeuge werden generell negativ beurteilt, und zwar ausschließlich von Software-Häusern die solche Tools nicht anbieten. Ich meine, daß vor allem einmal diejenigen Anwender zu Wort kommen sollten, die Software-Tools seit Jahren mit Erfolg einsetzen. Einer der Gründe: dafür, daß sich Tools heute so darstellen, liegt darin, daß sie mit den vorhandenen Programmiersprachen und Compilern zusammenarbeiten müssen. Tools passen in das Vorhandene hinein, sind integrierbar, jederzeit einsetzbar und auch austauschbar. Es kann nicht im Sinne der Anwender sein, hier einen anderen Weg zu beschreiten. Selbst Hardware-Hersteller, die Software-Tools anbieten, verzichten auf eine Integration von Tools-Funktionen in Compilern."

Er führt als Beweis die Ergebnisse einer ADV/Orga-Befragung unter Anwendern des Generators für normierte Programmierung advor 643 ins Feld. Bei dieser im letzten Jahr durchgeführten Fragebogenaktion wurden insgesamt 155 Anwender angeschrieben von denen 71 (= 45,8 Prozent) antworteten. Dabei stellte sich beispielsweise heraus, daß 38 Prozent der 71 Anwender den Generator für -50 bis 83 Prozent ihrer Anwendungen einsetzen und 76,1 Prozent NPG auch in Zukunft benutzen wollen. Bei Datenbank-, Terminal- und Datenfernverarbeitungsanwendungen wird auf NPG allerdings überwiegend verzichtet: 54,9 Prozent der Anwender, die überwiegen solche Anwendungen haben, setzen de Generator hierbei nicht ein.

Die Wilhelmshavener versperechen sich von der Aktion einen Überblick über die praktischen Erfahrungen und Zukunftsaussichten des NPG-Einsatz sowie die Grundeinstellung der Anwender zu diesem Software-Tool zu bekommen. Die positiven Umfragergebnisse sind jedoch nach AD Orga-Meinung auch für andere Softwarewerkzeuge repräsentativ und widerlegen damit - so Tauscher - die "unsachliche und teilweise mit Polemik angereicherte Kritik" der "Antik-Tooler". uk.