Lassen sich Geschäftsprozesse messen?

22.06.2005
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

Das Problem stecke in dem Wörtchen "sofort", lenkte Schacht sogleich ein: Der Aufbau einer durchgängigen Architektur sei sehr aufwändig. Die installierten IT-Systeme - bei Degussa zum größten Teil SAP-Software - hätten die geforderte Anpassungsfähigkeit derzeit nicht zu bieten. Darüber hinaus lägen die Schwachstellen in den Übergabepunkte nzwischen Strategie, Prozess und IT-Systemen: "Hier entstehen Reibungsverluste etwa durch lange Wartezeiten, zusätzliche manuelle Eingaben und Dateninkonsistenzen."

Um dieses Manko zu beseitigen, hofft der Degussa-Manager auf die SAP, die mit dem Konzept der Enterprise Services Architecture (ESA) flexibel anpassbare Applikationen verspricht. Damit sollen sich Änderungen auf der Ebene der Unternehmensstrategie sehr schnell in softwaregestützte Fachprozesse und Applikationen umsetzen lassen. Können die Walldorfer mit ESA nicht den angekündigten Nutzen schaffen, hält Schacht einen Plan B bereit: In diesem Fall soll eine Enterprise-Application-Integration-(EAI)-Lösung für eine durchgängige und flexibel anpassbare Architektur mit Verzahnung über alle Ebenen sorgen.

Umsetzung zu aufwändig

Aus Sicht von Jürgen Wendt, zuständig für Operations & Services bei der DZ Bank in Frankfurt am Main, ist der NPM-Ansatz zu akademisch und die Umsetzung zu aufwändig. "Ich baue doch nicht eine solch komplexe Architektur, um dann deren Leistungsfähigkeit zu messen", konstatierte er. "Wenn wir den Einsatz dieses Konzepts für unser Unternehmen analysieren, sind wir bereits paralysiert." Er favorisiere kleinere Schritte. Es sei besser, eine durchgängige Struktur aufzubauen, die auf einzelne KPIs zugeschnitten sei und umso schneller auf Veränderungen reagieren könne.