Langsame CPU kann zum Engpaß werden:Timesharing erzeugt hohen Overhead

15.12.1978

MÜNCHEN (de) - Timesharing-Betrieb wird bei den Benutzern immer beliebter - was nicht heißt, daß es den Anbietern derartiger Dienste (Control Data, Honeywell Taylorix Tymshare etc.) "gold" geht: Unzweifelhaft blüht aber das Geschäft, mit Minicomputern für lokales Timesharing. Welche Punkte der Anwender beim Problemkreis "Timesharing" zu beachten hat, haben die Autoren des Checklisten-Kompendiums "EDV-Check" (siehe auch CW-Nr. 49 vom 1.12., Interview der Woche) akribisch aufgelistet. Dem Textteil zu diesem Komplex haben wir die folgenden Ausführungen entnommen.

Der Timesharing-Betrieb ist sowohl für Klein- und Mittelbetriebe als auch für Großbetriebe gleichermaßen von Interesse. Klein- und Mittelbetriebe sind in der Regel Benutzer eines Timesharing-Betriebs.

Großbetriebe haben meist mit dem Problem der Bereitstellung des Timesharing-Service zu tun, wobei die Benutzer durchaus auch Betriebsstellen oder Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens sein können.

Bei der Analyse des Timesharing-Betriebs sind vor allem aus der Sicht der Großbetriebe folgende Punkte zu beachten:

Funktion, Vorteile und Nachteile.

Das grundsätzliche Problem dieser Betriebsart ist größtenteils in der Verfügbarkeit für den Benutzer zu sehen.

Funktion

Ein Timesharing-Betrieb geht von der Philosophie aus, daß jedem Benutzer eine bestimmte Zeit zufällt. Innerhalb dieses Zeitanteils kann er das EDV-System für seine speziellen Anwendungen nutzen.

Dieser Zeitanteil steht in periodischen Abständen zur Verfügung, da durch das Zeitscheibenverfahren dafür gesorgt wird, daß jeder Benutzer gleichmäßig bedient wird. Die einzelnen Anteile sind dabei so bemessen, daß der Benutzer in der Regel von einer Unterbrechung seiner Anwendung nichts bemerkt.

Die Durchführung dieses Zeitscheibenverfahrens ist eine Funktion des Betriebssystems. Ein typischer Vertreter dieser Art ist zum Beispiel das Betriebssystem VM. Auf der Basis des Timesharing-Betriebs ist es hier möglich, daß jeder Benutzer beziehungsweise jede Benutzerklasse über eine eigene virtuelle Maschine verfügen kann. Etwa in gleicher Form kann man den Timesharing-Betrieb in den Hersteller-Rechenzentren betrachten. Ein typischer Vertreter hierzu ist etwa das Timesharing-System CALL.

Vorteile des Benutzers

Die Vorteile eines Timesharing-Betriebs sind vor allem aus der Sicht der Benutzer unverkennbar. Folgende Punkte sind hier zu nennen:

- Der Benutzer verfügt anscheinend über einen eigenen Computer. Bei einem gut laufenden Timesharing-Betrieb machen sich die Unterbrechungen aufgrund des Zeitscheibenverfahrens praktisch nicht bemerkbar. Der Benutzer kann in diesem Fall ohne spürbare Verzögerungen sein Anwendungsproblem lösen.

- Das dem Timesharing-Betrieb zugrunde liegende Zeitscheibenverfahren

garantiert, daß jeder Benutzer gleichmäßig bedient wird. Die in einem Multiprogramming-Betrieb vorhandenen Unwägbarkeiten aufgrund der jeweiligen Partition-Priorität fallen hier weitgehend weg. Diese schnelle Verfügbarkeit für den Benutzer ist allerdings nur dann gegeben, wenn nicht einzelnen Teilnehmern eine Priorität eingeräumt wurde.

- Tritt die Situation ein, daß ein Benutzer mit seiner Anwendung aufgrund irgendeines Fehlers zusammenbricht, so ist davon nur der Benutzer selbst betroffen. Alle anderen Teilnehmer merken von diesem Zusammenbruch nichts und können gleichsam ungestört weiterarbeiten.

- Der Timesharing-Betrieb stellt für den Benutzer eine kostengünstige Nutzung der Großcomputerkapazität dar. Darüber hinaus stehen ihm weitgehend alle Möglichkeiten des Großcomputerbetriebs zur Verfügung. Gerade für solche Benutzer, für die eine Installation eines eigenen Computers unwirtschaftlich oder unzweckmäßig ist, ergibt sich hier eine ausgezeichnete Gelegenheit für einen sinnvollen Computereinsatz.

Nachteile des Bereitstellers

Im gleichen Maße, wie die Vorteile eines Timesharing-Betriebs weitgehend dem Benutzer zugute kommen, sind die Nachteile dieser Betriebsform vorn Bereitsteller zu beachten. Folgende Punkte können sich hier auswirken:

- Das Betriebssystem, welches den Timesharing-Betrieb überhaupt erst ermöglicht, führt zwangsläufig zu einem hohen Overheadanteil. Diese Tatsache ist auch unschwer einzusehen, da bei jeder Zeitscheibenunterbrechung umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchzuführen sind.

- Timesharing-Systeme sind in hohem Maße I/O-empfindlich. Durch einen umfangreichen I/O-Anteil kann der Timesharing-Betrieb sehr leicht beeinträchtigt werden. Betrachtet man diesen Aspekt unter Berücksichtigung der Datenbanktechnik, so kann es durchaus sein, daß mit einem Datenbankaufruf viele Zugriffe angestoßen werden, welche zwangsläufig den Betrieb beeinträchtigen.

- Versucht man den Timesharing-Betrieb mit einer relativ langsamen CPU zu betreiben, so wird man sehr schnell feststellen, daß die CPU hier zu einem ernsthaften EngpaßprobIem wird. Dies wirkt sich vor allem bei den Benutzern in sehr langsamen Antwortzeiten aus. Es ist deshalb für diese Betriebsform eine unumgängliche Voraussetzung, daß man über eine sehr schnelle und mit genügend Speicherkapazität ausgestattete CPU verfügen kann.

- Schließlich muß der Timesharing-Betrieb aus der Sicht des Bereitstellers noch unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit gesehen werden. Der nicht zu vermeidende Overheadanteil macht sich selbstverständlich nur dann bezahlt, wenn hinreichend viele Benutzer an den Timesharing-Betrieb angeschlossen sind