Kommentar/

Langeweile

06.09.1996

Der PC-Branche geht es schlecht. Relativ schlecht zumindest. Die Wachstumsrekorde der Vergangenheit sind vergessen. Nur mehr einzelne PC-Hersteller vermelden erhebliche Zuwachsraten.

Die von den Herstellern unablässig gerührte Werbetrommel vermag nicht zu übertönen, daß sich am Markt nichts Interessantes tut. Langeweile herrscht - trotz neuer Intel-CPUs, trotz USB oder billiger CD-Brenner. Alles keine echten Hits! Das Wort "Internet" nimmt man mittlerweile nur noch mit gemischten Gefühlen in den Mund: Jeder redet drüber, nichts ist wirklich klar. Das WWW gerät zum mehr oder weniger schicken Partygespräch, zum In-Thema.

Da kommt es nicht ungelegen, daß Compaq und Thomson dem öden PC- Markt endlich wieder so etwas wie eine Vision vorgeben: Der PC hat viel zu lange als bessere Schreibmaschine herhalten müssen. Ohne übrigens ebenso ins Alltagsleben, also in den Haushalten Einzug zu halten, wie etwa Kühlschrank, Videorecorder, TV oder Hi-Fi-Turm. Siemens preschte vergangenes Jahr mit einem Technologieprojekt vor, erste Produkte werden Ende '96 folgen. Mit dem Konzept des PCs als universellem Hausdiener könnte wieder etwas Bewegung in die Branche kommen. Bis allerdings erste Produkte Marktreife erlangen, wird noch mindestens ein Jahr vergehen. Solange ist Langeweile angesagt.