SSD-Wartung

Langes Leben und mehr Tempo

04.04.2021
Von Christoph Hoffmann
In vielen Notebooks und PCs gehört eine SSD zur Standardausstattung. Doch was, wenn die SSD Probleme macht oder nicht mit vollem Tempo arbeitet? Wir bieten Lösungen und geben Tipps für eine lange Lebensdauer des Flash-Speichers.

Seit rund zehn Jahren gibt es Solid-State-Drives (SSDs) für den Massenmarkt. Seither haben sie herkömmliche Festplatten (HDDs) in vielen Geräten abgelöst - zuerst in mobilen, mittlerweile auch in stationären Geräten. Die zunehmende Verbreitung der SSD hat im Wesentlichen zwei Gründe: Die stark gesunkenen Preis und die gestiegene Speicherkapazität. Im Vergleich: In der PC-WELT-Ausgabe 5/2011 haben wir den GB-Preis einer Festplatte mit rund 10 Cent angegeben, bei einer 60 GB großen SSD lag er bei 2,24 Euro! Aktuell kosten günstige 1-TB-SSDs rund 90 Euro, das entspricht einem GB-Preis von rund 9 Cent. Neben den SSDs mit 2,5-Zoll-Formfaktor gibt es interne SSDs als M.2-Steckkarten mit PCI-Express-Anschluss und NVMe-Protokoll. Die Preise für M.2-NVMe-SSDs sind gesunken, liegen aber noch 50 bis 70 Prozent über denen der 2,5-Zoll-Modelle.

SSD-Firmware aktuell halten

Für seine eigenen SSDs bietet Samsung mit Magician eine deutschsprachige Verwaltungssoftware, die neben verschiedenen Einstellungen auch ein Firmware-Update übernehmen kann.
Für seine eigenen SSDs bietet Samsung mit Magician eine deutschsprachige Verwaltungssoftware, die neben verschiedenen Einstellungen auch ein Firmware-Update übernehmen kann.

Wie viele andere Hardware-Komponenten besitzen auch SSDs eine Firmware, also eine eigene Betriebssoftware. Per Firmware-Update bringen Sie Ihre SSD auf den aktuellen technischen Stand und können dadurch beispielsweise die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Festplatte erhöhen. Ob es für Ihre SSD eine Aktualisierung gibt, finden Sie auf den Supportseiten des Herstellers im Internet heraus - oder mit einem Tool wie Samsung Magician. Es prüft bei einer aktiven Onlineverbindung, ob ein Update verfügbar ist, lädt es herunter und spielt es ein. Nach einem PC-Neustart ist die neue Firmware startklar. Falls Sie sich selbst auf die Suche nach einem Firmware-Update machen: Crystaldiskinfo zeigt die derzeit aktuelle Firmware-Version an und liefert weitere Details zur SSD. Mit diesen Infos können Sie dann googeln oder beim Hersteller nachschauen. Neben den Update-Dateien gibt es spezielle Tools und Anleitungen. Das Update selbst ist nie frei von Risiken, sodass Sie zuvor die Daten oder die gesamte Partition sichern sollten.

Wie schnell ist die SSD wirklich?

Neben dem günstigen Preis gibt es aber noch viele weitere Argumente für eine SSD - vor allem die Geschwindigkeit. Doch Vorsicht: Die von der Herstellern angegebene Geschwindigkeit für das Lesen und Beschreiben von SSDs sind Maximalwerte, die im Alltag kaum erreicht werden. Wie schnell Ihre SSD wirklich ist, finden Sie mit einem speziellen Tool wie AS SSD Benchmark heraus. Der kostenlose Tempomesser ermittelt anhand verschiedener Tests die sequenzielle und zufällige Lese- und Schreibperformance der SSD. Zuletzt wird noch die Zugriffszeit der SSD ermittelt. Vergleichen Sie die ermittelten Werte mit den Angaben des SSD-Herstellers. Abweichungen von 10 Prozent sind akzeptabel.

Wenn Sie aber nur einen Bruchteil der angegeben SSD-Leistung beim Schreiben und Lesen erzielen, ist etwas nicht in Ordnung. Zur Sicherheit überprüfen Sie den Benchmark mit einem zweiten Tool. Wir empfehlen die kostenlose Software Crystaldiskmark. Wie AS SSD Benchmark setzt auch dieses Tool auf mehrere Testreihen, bei denen Lese- und Schreibvorgänge simuliert werden. Die Größe der verwendeten Testdatei ist aus Werten zwischen 5 MB und 64 GB wählbar, ebenso lässt sich die Anzahl der Tests festlegen. Zum Vergleichen der eigenen SSD-Geschwindigkeit mit anderen Nutzern bietet sich Userbenchmark an: Nach ausgiebigen Tests erhalten Sie die detaillierten Ergebnisse, mit einem Hinweis, ob die Werte unterhalb oder oberhalb der Erwartungen liegen.

Mit der Freeware AS SSD Benchmark ermitteln Sie für Ihre SSD die Lese- und Schreib-Geschwindigkeit mit Hilfe von synthetischen Tests und Kopiervorgängen.
Mit der Freeware AS SSD Benchmark ermitteln Sie für Ihre SSD die Lese- und Schreib-Geschwindigkeit mit Hilfe von synthetischen Tests und Kopiervorgängen.

Tempobremsen lösen

Beim Einbau einer SSD in den PC oder als Ersatz für eine 2,5-Zoll-Festplatte im Notebook sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Massenspeicher-Schnittstelle Serial ATA Revision 3.0 (SATA 600 oder SATA III) vorhanden ist. Nur sie ermöglicht Nettotransferraten von umgerechnet 600 MB pro Sekunde. Der ältere Standard SATA II (auch SATA-300 genannt) ist auf maximal 300 MB pro Sekunde limitiert. Mit einem PCI-Express Controller für rund 30 Euro rüsten Sie SATA III im Desktop-PC nach und nutzen die maximale Geschwindigkeit der SSD.

Damit eine SSD unter Windows mit hohem Tempo arbeitet, muss das Betriebssystem den TRIM-Befehl nutzen. Er informiert den Controller der SSD über derzeit nicht (mehr) benötigte Datenblöcke. Diese werden dann markiert, um sie wieder überschreiben zu können. Das beschleunigt die Schreibzugriffe auf das Laufwerk und verringert dadurch die Abnutzungseffekte. Seit Version 7 nutzt Windows den TRIM-Befehl automatisch. Jedoch kann es durchaus sein, dass TRIM nicht aktiv ist - etwa, wenn Sie eine HDD auf eine SSD geklont haben. Am einfachsten überprüfen Sie das in der Windows-Eingabeaufforderung als Administrator. Hierfür tippen Sie in die Startmenü-Suche cmd ein und starten das angezeigte Programm mit einem Linksklick bei gedrückter Umschalt- und Strg-Taste. Der Befehl zur Überprüfung lautet

fsutil behavior query DisableDeleteNotify

Steht nach dem Gleichheitszeichen eine 0, ist TRIM aktiv. Steht dort eine 1, tippen Sie den folgenden Befehl ein, um TRIM einzuschalten:

fsutil behavior set DisableDeleteNotify 0

Viele Hersteller von SSDs nutzen die Technik Over-Provisioning, um die Leistung des Flashspeichers zu steigern. Der Trick dabei: Von der Gesamtspeicherkapazität der SSD wird ein kleiner Teil von 7 bis 10 Prozent reserviert und exklusiv der Firmware beziehungsweise dem Controller zur Verfügung gestellt. Für Windows bleibt dieser Bereich unsichtbar. Zudem kann das Over-Provisioning auch die Lebensdauer der SSD verlängern. Wird ein regulärer Speicherblock als nicht mehr in Ordnung eingestuft, übernimmt ein Speicherblock aus dem Over- Provisioning-Bereich und springt hierfür in die Bresche. Zusätzlich werden dank Over-Provisioning nicht mehr Daten geschrieben als notwendig, das reduziert die TBW (siehe Kasten unten, "Lebensdauer einer SSD: So lange hält der Flash-Speicher").

Der Userbenchmark ermittelt nicht nur die Geschwindigkeit der im PC vorhandenen SSDs, er ordnet die Ergebnisse auch gleich ein und sagt, wenn die Leistung im Vergleich zu gering ausfällt.
Der Userbenchmark ermittelt nicht nur die Geschwindigkeit der im PC vorhandenen SSDs, er ordnet die Ergebnisse auch gleich ein und sagt, wenn die Leistung im Vergleich zu gering ausfällt.

Bei manchen SSDs ist das Over-Provisioning bereits ab Werk eingestellt. Bei Samsung-SSDs hilft die Magician-Software bei der Konfiguration der Over-Provisioning-Einstellungen. Zusätzlich schalten Sie in der Software für unterstützte SSDs den Rapid-Mode in. Dahinter verbirgt sich die Technik Real-time Accelerated Processing of I/O Data. Sie fungiert als Zwischenspeicher und nutzt dazu freie Prozessor- und Arbeitsspeicher-Ressourcen. Laut Benchmarks werden Lese- und Schreibzugriffe erheblich beschleunigt; in der Praxis kann es zu Bootproblemen kommen, und der Tempogewinn ist weniger stark als angenommen. Testen Sie den Rapid-Mode und machen Sie sich selbst ein Bild von den Auswirkungen.

So schonen Sie eine SSD

Ein Solid-State-Drive sollte weniger stark belastet werden wie eine Festplatte. Daher sind unter Windows 10 im Vergleich zu früheren Windows-Versionen einige Funktionen nicht mehr verfügbar. Dazu zählen beispielsweise Prefetch und Superfetch: Prefetch speichert häufig verwendete Daten im vorderen Teil der Festplatte. Superfetch lagert häufig verwendete Daten und Programme direkt in den Arbeitsspeicher ein. Beide Funktionen sind aufgrund der Geschwindigkeit einer SSD hinfällig. Das gilt auch für die Defragmentierung, die bei SSD eher schädlich wäre. Mit O&O Defrag gibt es eine Kauf-Software für rund 30 Euro, die sich auch für SSDs eignet. Dank spezieller Funktionen sollen die Ressourcen der SSD geschont und zusätzlich zukünftige Schreibzugriffe reduziert werden. Testen lässt sich die Funktionsweise freilich nicht.

Mit einem Kommando in der Eingabeaufforderung von Windows prüfen Sie, ob der TRIM-Befehl aktiviert ist.
Mit einem Kommando in der Eingabeaufforderung von Windows prüfen Sie, ob der TRIM-Befehl aktiviert ist.

Anstatt nun aber sämtliche Optimierungsmöglichkeiten selbst in Erfahrung zu bringen und entsprechend in Windows anzuwenden, empfiehlt sich ein Tool wie SSD Fresh . Entweder mithilfe der Automatik oder manuell wird die ideale Systemkonfiguration für eine SSD eingestellt. So werden etwa die Indizierung der Windows-Suche, der Ruhezustand, das Vorladen von Programmen sowie die Defragmentierung der Bootdateien ausgeschaltet. Die 10 Euro teure Plus-Version bietet zusätzlich einen Hintergrundwächter und kostenlosen Support. Außerdem gibt es keine Werbeeinblendungen und keine Nutzungsbeschränkungen.

Lebensdauer einer SSD: So lange hält der Flash-Speicher

SSDs haben technisch bedingt eine limitierte und im Vergleich zu herkömmlichen Festplatte kürzere Lebensdauer. Das liegt daran, dass sich der SSD-Speicher bei jedem Schreib- und Löschvorgang abnutzt. Doch keine Sorge, tatsächlich ist das Ausfallrisiko einer SSD im normalen Alltagseinsatz gering.

Die Spezialisten von Ontrack, einem weltweit führenden Unternehmen für Datenrettung, haben die Angaben der Hersteller zur Lebensdauer einer SSD im Zusammenhang mit der täglichen Nutzung untersucht. Grundsätzlich ist es so, dass SSDs quasi einen eingebauten „Todeszeitpunkt“ haben. Das liegt an einem elektrischer Effekt, der eine maximale Zahl von Schreibvorgängen für jede Speicherzelle zulässt. Mit Wear-Leveling-Algorithmen verhindern die Hersteller, dass bestimmte Zellen ständig genutzt werden, während andere außen vor bleiben.

Diese gleichmäßige Verteilung soll die Lebensdauer der SSD erhöhen. Mit der Angabe einer TBW (Terabytes written) kann jeder Anwender die ungefähre Lebensdauer seiner SSD abschätzen.

Samsung gibt etwa beim 1-TB-Modell der 860 EVO bis zu 600 TBW an. Beim 4-TB-Modell sollen bis zu 2.400 TBW möglich sein. Innerhalb der fünfjährigen Garantiezeit kann man also bei 600 TBW jeden Tag rund 330 GB Daten schreiben, also zwei Drittel der SSD mit neuen Daten füllen. In einer normalen Consumer-Arbeitsumgebung ist dies sehr unwahrscheinlich – hier sind zwischen 10 und 35 GB realistisch.

Umzug: Windows auf eine neue SSD klonen

Sie wollen das Betriebssystem von einer SSD auf eine neue, größere SSD umziehen? Mit Macrium Reflect Free gelingt das mühelos in wenigen Schritten.

Damit das Klonen von einer SSD auf eine andere SSD gelingt, müssen beiden Laufwerke mit dem PC verbunden werden. Öffnen Sie das PC-Gehäuse. Gibt es noch ein freies SATA-Anschlusskabel und ein Kabel für die Stromversorgung, dann schließen Sie die neue SSD daran an. Andernfalls verbinden Sie die neue SSD per USB-Adapter oder einem externen Gehäuse, das es schon ab rund 10 Euro im Handel gibt. Im nächsten Schritt installieren Sie Macrium Reflect Free und stellen die Bedienerführung nach dem ersten Start über die Tastenkombination Strg-Shift-L auf „Deutsch“ um. Nach einem Neustart zeigt die Software in der Übersicht alle vorhandenen Datenträger an. Für einen Umzug von Windows klicken Sie auf die SSD, die die Partition mit dem Laufwerk [C:] enthält, und dann darunter auf „Diesen Datenträger klonen“.

Im nächsten Schritt klicken Sie auf „Wählen Sie einen Datenträger für den Klon“ und auf die neue, noch leere SSD. Mit Klicks auf „Weiter“, „Fertig stellen“ und „Ok“ starten Sie den Klonvorgang. Haben Sie etwas Geduld – das Klonen einer 500-GB-SSD dauert rund zwei Stunden. Allerdings müssen Sie noch mal Hand anlegen. Wenn Sie zum Beispiel eine 500-GBSSD auf eine 1-TB-SSD geklont haben, bleiben 500 GB erst einmal verschwunden. Um den Speicher verfügbar zu machen, starten Sie die „Datenträgerverwaltung“ von Windows, die Sie über die Tastenkombination Windows-X erreichen. Hier sehen Sie bei der neuen SSD den freien Speicherplatz als „Nicht zugeordnet“. Sie können nun über das Kontextmenü der rechten Maustaste ein neues Laufwerk mit einem eigenen Laufwerksbuchstaben erstellen oder nach einem Rechtsklick auf die „Primäre Partition“ der SSD den Befehl „Volume erweitern“ aufrufen. Es öffnet sich ein Assistent. Hier erweitern Sie nun die Partition auf die maximale Größe. Direkt im Anschluss steht Ihnen der komplette Speicherplatz der SSD zur Verfügung.

Ist der Vorgang abgeschlossen, schalten Sie den Rechner aus. Ersetzen Sie die alte mit der neuen SSD. Beim ersten Bootvorgang müssen Sie im Bios die neue SSD als Bootmedium festlegen. Danach bootet Windows wie gewohnt.

(PC-Welt)