Landesregierung verweigert Foerderung Exponate der Rechnergeschichte nur mit Sponsorenhilfe zu retten

09.09.1994

KIEL (CW) - In Schleswig-Holstein droht eine bundesweit einmalige Sammlung alter Computer zu verkommen. Die Landesregierung, urspruenglich bereit, ein Museum fuer die Exponate aus der Rechnergeschichte zu bauen, weigert sich jetzt jedoch mit Verweis auf den leeren Staatssaeckel. Letzte Hoffnung fuer den Foerderverein Computersammlung Kiel e.V. ist es jetzt, dass private Sponsoren der Landesregierung finanziell unter die Arme greifen.

Die Computersammlung, deren Wert in dem zwischen Landesregierung und Foerderverein abgeschlossenen Schenkungsvertrag mit rund 50 Millionen Mark angegeben ist, dokumentiert die Rechnergeschichte vom roemischen Abakus ueber die erste Rechenmaschine aus dem 17. Jahrhundert bis zum heutigen PC. Die seit 1982 zusammengetragenen Exponate umfassen unter anderem einige Zuse-Rechner, eine IBM 360 sowie einen Telefunken-Computer von 1960.

Fuer ein Museum fehlt das Geld

Der ehemalige Traeger- und heutige Foerderverein hatte 1989 mit Interessenten aus anderen Bundeslaendern und der Industrie Verhandlungen ueber die Abgabe der alten, restaurierten Boliden gefuehrt, um sie in einem oeffentlichen Museum mit professioneller Leitung unterzubringen. Letztendlich entschlossen sich die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder dazu, die Sammlung dem Land Schleswig-Holstein zu schenken, das sich dazu verpflichtete, ein Museum zu bauen und darueber hinaus langfristig fuer den Erhalt und die Pflege der DV-Dinosaurier zu sorgen.

Die Computersammlung wurde sogar als zentrale Hochschuleinrichtung eingestuft, war demnach bei der Beschaffung von Bundesmitteln wie Hochschulbibliotheken eingestuft. Die Finanzierung des mit acht Millionen Mark veranschlagten Museumbaus schien gesichert, doch blieben entsprechende Aktivitaeten der schleswig-holsteinischen Landesregierung in den folgenden drei Jahren aus, so dass sogar die Bundesmittel gestrichen wurden. Die alten und anfaelligen Rechner waren weiterhin provisorisch untergebracht, bis im Maerz dieses Jahres der Foerderverein das Ministerium auf die unhaltbare Lage hinwies. Kultusministerin Marianne Tidick teilte daraufhin Ende August telefonisch mit, das Land sehe sich auf Grund der angespannten Finanzlage ausserstande, die Mittel fuer das Museum bereitzustellen.

Die Hoffnung des Foerdervereins ist es nun, dass private Sponsoren die Computersammlung finanzieren werden. Nach Moeglichkeit sollen die Geraete in Kiel verbleiben, da der Transport

den alten Rechnern zusetzen koennte. "Die jetzige Lage trifft die Sammlung in ihrer Substanz", erklaert Luetger Landwehr, Vorsitzender des Foerdervereins und hauptberuflich angestellt bei der Kieler Fachhochschule. "Generalueberholte Maschinen verfallen, weil sie nicht gepflegt und in Betrieb genommen werden", fuegt er hinzu.