LAN-Technik verbilligt Speichernetze

30.10.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit Cisco stieg ein erster etablierter Netzhersteller in das Geschäft mit Storage Area Networks (SANs) ein. Ein Schritt, den manche Branchenkenner mit Kopfschütteln quittieren, während andere darin ein Zeichen für die kommende Konvergenz von Daten- und Speichernetzen sehen - analog zu der Verschmelzung von TK- und IT-Welt in den letzten Jahren.

Die Meldung ließ die Branche aufhorchen: Cisco kauft Andiamo Systems. Mit dem 2001 gegründeten Unternehmen, das in den letzten Monaten bereits als Wissenslieferant für Cisco fungierte, erwerben die Netzwerker Know-how in Sachen SAN. Erste Produkte aus dieser Partnerschaft sind Multiprotokoll-Switches der Reihe „MDS 9000“. Sie unterstützen die Speichernetzprotokolle Fibre Channel (FC), iSCSI (Internet SCSI) sowie FCIP (Fibre Channel over TCP/IP).

Tritt Ciscos MDS-9000-Familie eine Lawine los, die zur Konvergenz von Daten- und Speichernetzen führt? (Foto: Cisco)
Tritt Ciscos MDS-9000-Familie eine Lawine los, die zur Konvergenz von Daten- und Speichernetzen führt? (Foto: Cisco)

Weil es Geräte in dieser Auslegung bislang nur von Cisco gibt, fürchtet ein Teil der Branchenkenner, dass klassischen SAN-Anbietern wie Inrange Technology, McData oder Brocade Communications Systems die Felle davonschwimmen werden.

Immerhin unternimmt Cisco mit der auf Andiamo-Know-how basierenden MDS-9000-Reihe nicht den einzigen Versuch, in Richtung SANs zu expandieren. Bereits 2001 hat der Networking-Primus, von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, mit den „SN 5420“ eine Art Gateway vorgestellt, das mit dem iFCP (Internet Fibre Channel Protocol) läuft. Angesichts dieser Speichernetzorientierung wächst unter den IT-Herstellern die Verunsicherung über Ciscos Engagement und seine Auswirkungen auf die künftige Entwicklung im SAN und LAN.

Für Michael Gießelbach, Director Marketing und Business Development bei Storagetek, steht jedenfalls fest, dass sich Ciscos Speicherausrichtung am Markt bemerkbar machen wird. Die Company habe bislang immer nur Unternehmen aufgekauft, um das erworbene Know-how in ihre Produktlinien einfließen zu lassen. Thomas Mauer, Director Product Marketing IP-Netze bei Nortel Networks, vermutet andere Motive: „Cisco will primär neue Marktanteile erobern, deshalb sehe ich Synergieeffekte zwischen LAN und SAN weniger.“