Anwender beider Systeme haben das Nachsehen

LAN Server: OSF-Code soll die bisherige Microsoft-Technik ersetzen

31.07.1992

MÜNCHEN (CW) - Nach der Aufkündigung der OS/2-Kooperation wollen die ehemaligen Betriebssystem-Partner IBM und Microsoft nun auch bei der Netzwerk-Technik für eine klare Trennung sorgen. So planen die Armonker jetzt, ihren LAN Server von jeglichem Microsoft eigenen Code zu befreien. Als Ersatz sollen die DCE- und DME-Techniken der Open Software Foundation (OSP) dienen.

Mit der Entscheidung der IBM für die Netz-Techniken der OSF ist es nach der Einschätzung der Aachener Netzwerk-Unternehmensberaterin Petra Borowka mit der Kompatibilität von IBMs LAN Server mit Microsofts LAN Manager endgültig vorbei.

Damit wurden all jene Anwender enttäuscht, die, im Vertrauen auf die Versprechen der beiden Hersteller, auf die Kompatibilität der beiden Produkte gewartet haben.

Gegenüber dem britischen Branchendienst "Computergram" verteidigt Ray Buckland LAN- und Client-Server-Manager bei IBM England, die Abspaltung von der Microsoft-Technik mit der spitzen Bemerkung, daß es nicht sein Unternehmen gewesen sei, das sich von der vereinbarten Linie entfernt habe. Außerdem sei durchaus noch geplant, daß LAN Server und LAN Manager "bis zu einem gewissen Maße miteinander kooperieren können".

Für Big Blue, so Borowka, ist der jetzige Schritt in zweifacher Hinsicht vorteilhaft: "Zum einen löst sich das Unternehmen damit aus der lizenzrechtlichen Abhängigkeit von Microsoft und zum anderen handelt es sich mit der DCE-Technik eine im Vergleich zum Microsoft-Produkt weit modernere Client-Server-Lösung für den Netzwerkbetrieb ein." Darüber hinaus eigne sich das OSF-Konzept für die Einführung verteilter Datenverarbeitung.

Das nächste Release von IBMs Netzwerk-Betriebssystem, das für den Herbst dieses Jahres angekündigt ist, soll laut "Computergram" das letzte mit Programmanteilen von Microsoft sein. Ein Produkt für verteilte Umgebungen erwartet IBM-Manager Buckland für das Jahr 1994.