Lahme SAP-Transaktionen aufspüren

23.08.2007
Von Thomas Kluge 
Die Stadtreinigung Hamburg verwendet ein Monitoring-Werkzeug, mit dem sich Reports darstellen lassen.

Seit den frühen 90er Jahren betreibt die Stadtreinigung Hamburg (SRH) ein SAP-R/3-System. Für das Monitoring und Alerting verwendet sie die GPL-Lösung "Nagios", die sich mit geringem Aufwand nicht nur für die Überwachung der Systeme "von außen" sondern auch per Auswertung des SAP-internen CCMS für ein Monitoring der Performance nutzen ließ.

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Open-Source-Tool Nagios reichte nicht mehr aus

Weil sich aber ein aussagefähiges Reporting des SAP-Produktivsystems mit Nagios nicht ohne weiteres bewerkstelligen ließ, schafften wir nach einer Marktanalyse den "theGuard Application-manager" (AM) von Realtech an. Mittlerweile nutzen wir die Software seit Herbst 2005 produktiv. Mit Hilfe des AM können wir wesentlich detaillierter Daten aus der SAP-Umgebung sammeln und in Form von Reports darstellen. Unlängst wurde die R/3-Installation auf ERP 6.0 umgestellt. Hierzu mussten einige wenige Anpassungen im Verwaltungswerkzeug vorgenommen werden.

Die ERP-Software läuft im Rechenzentrum des Hosting-Anbieters BTC AG in Oldenburg, die Realtech-Software hingegen in unserem eigenen RZ. Die von dem Applicationmanager erzeugten Berichte eignen sich auch dafür, die Leistungen des Hosters zu überprüfen und diesen auf Leistungsengpässe aufmerksam zu machen.

Anhand der Aufzeichnungen des Tools lässt sich zum Beispiel feststellen, welche Antwortzeit einzelne Transaktionen hatten. Das ist insbesondere im Kunden-Service-Center wichtig, um im Kundengespräch schnell auf alle relevanten Informationen im System zugreifen und Vorfälle bearbeiten müssen.

Abläufe und Zustände weit über Standard erfasst

Das bei der Stadtreinigung installierte Paket umfasst einen theGuard-Applicationmanager-Server, eine "Reporting Console", einen SAP-DB-Datenkollektor, die "Abap-Suite" und vier Betriebssystem-Datenkollektoren. Der Server dient als Ablaufumgebung, die Abap-Suite analysiert Abläufe und Zustände des SAP-Systems, die weit über das Standardfunktionen zum Monitoring und zum Reporting hinausgehen. Das gesamte Projekt einschließlich einer Schulung kostete seinerzeit etwa 20 000 Euro.

Die Datensammler und die Alarmierungsregeln wurden konfiguriert, das Reporting jedoch erst später eingerichtet, da die Datenbasis noch zu wenige Werte enthielt. In einer weiteren Sitzung einige Wochen später richtete ein Spezialist des Anbieters nach unseren Wünschen und entsprechend den Service-Level-Agreements des Hosters das Reporting ein.

Die Abap-Suite versetzt uns in die Lage, genauer als das SAP-Standardwerkzeug CCMS die Performance von Transaktionen zu überwachen und darüber hinaus Leistungsdaten auch für Anwendergruppen, IP-Adressen und auf Wunsch auch für einzelne Anwender aufzuzeichnen und auszuwerten. Eskalationsroutinen sorgen dafür, dass Störfälle nicht unbeachtet bleiben. Die erste Warnung erhält die Basisadministration bei uns im Haus.

Verschiedene Warnstufenlassen sich konfigurieren

Sollte sich nach einem bestimmten Zeitraum nichts an dem Zustand geändert haben, leitet das Monitoring-Werkzeug einen zweiten Alert an den Gruppenleiter. Konfigurieren lassen sich darüber hinaus spezielle Warnmeldungen für das Wochenende. Wir wollten durch das Eskalationssystem vermeiden, dass mehr Leute als notwendig durch Alarm-meldungen belästigt werden.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch ein paar kleine Hürden gab. Wir haben inzwischen den ersten AM-Release-Wechsel hinter uns, der das Phänomen beseitigt hat, dass ab und zu die Agenten auf den überwachten Linux-Maschinen "verstarben". Das Erneuern der ABAP-Suite beseitigte einen Fehler, der unter bestimmten Bedingungen zum Absturz des "Eventclients", der GUI des Realtech-Produkts, führte. Unser Hoster stellt uns die Applikation aus internen Gründen ab und zu auf wechselnder Hardware bereit, was dem Applicationmanager bis vor kurzem Probleme bereitete, da er mit eindeutig bezeichneten Rechnern ("Nodes") arbeitet. Mittlerweile kann man jedoch den Rechnernamen manuell ändern.

Inzwischen tut das Verwaltungssystem unauffällig seinen Dienst, alarmiert zuverlässig und lässt sich bequem über das GUI konfigurieren. Berichte verschickt das Werkzeug automatisch. Darüber hinaus lassen sich aus den Datenbeständen Trends ableiten, die eine wertvolle Planungsgrund-lage darstellen. Die ABAP-Suite erspart uns die sonst nötigen Routineprüfungen im SAP-System, da beispielsweise Verbuchungsabbrüche, nicht funktio-nierende RFC-Verbindungen, als sicherheitskritisch eingestufte Aktionen, kurz alles, was wir früher ein- oder mehrmals täglich in Handarbeit überprüft haben, in der GUI zu sehen ist. Entsprechend den Einstellungen versendet das System Warnungen per E-Mail, SMS oder Fax. (fn)