Kommentar

Kurzschluß oder TK-Dienst

03.01.1997

Es ist schon kurios, daß ausgerechnet Monopolisten von der Auflösung des Monopols der Telekom profitieren. Die Rede ist von den Energieversorgern (EVUs), die jetzt im Telecom-Geschäft ihre große Chance wittern. Für die EVUs gibt die Situation im TK-Markt bereits einen Vorgeschmack darauf, was ihnen in Kürze selbst blüht, wenn die Strommonopole fallen. Sie stehen buchstäblich unter Strom, um rechtzeitig die Weichen in Richtung alternative Services zu stellen.

Was läge da näher, als aus der Teilnehmeranschlußdichte des Stromnetzes sowie der vorhandenen Infrastruktur Vorteil zu ziehen? Kein Wunder also, daß die EVUs damit liebäugeln, Daten- und Sprache über ihre Netze bis in die Haushalte hinein zu transportieren. Damit könnten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen neue Dienstleistungen schaffen, zum anderen die Anmietung teurer Telekom-Verbindungen vermeiden.

Die Hoffnungen der EVUs könnten sich jedoch als Kurzschluß erweisen. Die geltende Norm läßt nämlich nur geringe Bandbreiten und damit sehr eingeschränkte TK-Services zu. Wollen die alternativen Carrier also richtig Geld mit Diensten über das Stromkabel verdienen, müßten sie sich organisieren und den Regulierer schleunigst davon überzeugen, breitere Frequenzbänder zuzulassen. Bis dies der Fall ist, wird wohl noch viel Strom durch die Leitungen und Geld auf die Konten der Telekom fließen. pg