Kurz erklärt Datenbanken

06.02.1981

Ein Kennzeichen unseres Zeitalters ist die stetig anwachsende Informationsflut. Das Bereitstellen richtiger Informationen und schnelles Verarbeiten von Massendaten sind ohne leistungsfähige elektronische, Datenverarbeitung nicht mehr gewährleistet. Im Mittelpunkt stehen hierbei in immer stärkerem Maße Datenbanksysteme. Ein Datenbanksystem ist ein Programmsystem, das für eine Vielzahl von Benutzern das Aufsuchen, Warten und Speichern von formatierten Daten übernimmt - im Unterschied dazu gehen "Information-Retrieval-System von unformatierten Daten aus. Es besteht aus der Datenbank als der Menge der zentral gespeicherten Daten und dem Datenverwaltungssystem als Zusammenfassung aller Prozeduren zur Handhabung dieser Daten (siehe Kasten)[1].

Ein wesentlicher Aspekt bei der Entscheidung für ein Datenbanksystem bildet das zugrundeliegende Datenmodell. Es beschreibt die Sicht des Datenbankbenutzers oder Anwenderprogramms auf die Daten und legt zugleich weitgehend die möglichen Operationen mit diesen Daten fest. Wegen der Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten, der unterschiedlichen Zielsetzungen und der differierenden Ebenen der Problemlösungen wurde in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung der letzten Jahre eine hefte Diskussion um das geeignetste Datenmodell geführt. Die heute wichtigsten und meistdiskutierten Ansätze für ein allgemeingültiges Datenmodell sind die Netzwerk-Systeme (zum Beispiel UDS, IDMS) und das Relationenmodell [1].

Vorteile von Datenbanken

Die meisten heute benutzten Anwendungsverfahren für die Verarbeitung von Massendaten sind eigenständige, isolierte Programme, die jeweils über eigene Dateien und eigene Datenverwaltung verfügen. Diese isolierten Problemlösungen der konventionellen Datenverwaltung haben einige Nachteile: Änderungen im Mengengerüst formatierter Daten oder die qualitativen Verschiebungen der Beziehungen zwischen den Daten erfordern häufige Änderungen im Anwenderprogramm und Modifikation des Anwendungsprofils (zum Beispiel Verlagern der Benutzung vom DV-Experten zum Sachbearbeiter in der Fachabteilung) lassen oft sehr schnell die technische Grenze des Systems erreichen. Verwertbare Ergebnisse können nur noch unter wirtschaftlich sehr hohem und häufig nicht mehr vertretbarem Aufwand erarbeitet werden. Probleme dieser Art werden mit Datenbanksystemen vermieden. Die zentrale Verwaltung aller Daten vermeidet meist Redundanzen in der Datenspeicherung. Das einmalige Speichern der Daten hat große Vorteile beim Mehrbenutzerbetrieb. Einer Vielzahl von Programmen oder Algorithmen wird "gleichzeitig" der Zugriff zum selben Datenbestand ermöglicht. Darüber hinaus hilft minimale Datenredundanz, den Erfassungs-, Speicherungs- und Änderungsaufwand zu verringern. Gleichzeitig bietet ein Datenbanksystem die Möglichkeit, durch zentral ausgeführte Kontrollen die Fehlerfreiheit im Datenbestand zu gewährleisten.

Besonders Seit Datenbanken im Online-Betrieb genutzt werden, gewinnen die Aspekte Aktualität und schnelle Verfügbarkeit von Daten an Bedeutung. Die Genauigkeit und Richtigkeit (Konsistenz) der Daten müssen so gut sein, daß gleichzeitiges Verarbeiten von Daten unterschiedlicher Aktualität automatisch verhindert wird. Einrichtungen zum Schutz gegen gleichzeitige Änderungen und gegen unberechtigten Zugriff sind somit wie Maßnahmen für Datensicherung und Wiederanlauf unabdingbare Eigenschaften eines Datenbanksystems. Ein hoher Grad an Datenunabhängigkeit (Isolierung der Daten von Programmen wird dadurch erreicht, daß den Benutzern alle für ihre Arbeit nicht relevanten Kenntnisse über die Daten und deren Speicherung verborgen bleiben können. Diese Prinzip befreit den Anwender von den Aufgaben der Kontrolle und Verwaltung der gespeicherten Daten, so daß er gegenüber der herkömmlichen Datenverwaltung eine größere Arbeitsproduktivität erzielen kann.

Schriftturn:

[1] Härder, Th.: Implementierung von Datenbanksystemen, München, Wien: Carl Hanser Verlag 1978

[2] Codasyl Database Task Group (DBTG) Report, April 1971, 1973 und 1978 (erhältlich beim IFIP Administrative Data Processing Group, 40 Paulus Potterstraat, Amsterdam)

[3] Wedekind, H.: Datenbanksystem I. Reihe Informatik/16, Mannheim: Bibliographisches Institut 1979

[4] Date, C. J.: An Introduction to Database Systems, 2nd Edition: Addison-Weslely Publishing Company 1977

Aus: Siemens data report 15 (1980) Heft 6