Management kassiert Rekordprämie

Kursrutsch von CA wegen reduzierter Erwartungen

31.07.1998

Am jüngsten Ergebnis hatte niemand etwas auszusetzen: CA legte im ersten Quartal 1998 um 18 Prozent zu und nahm 1,05 Milliarden Dollar ein. Dabei schrieb das Unternehmen einen Verlust von 481 Millionen Dollar, während im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch ein Gewinn von 156 Millionen Dollar erzielt wurde.

Das Defizit konnte die Anleger nicht schrecken, da CA ein Plus von 25 Prozent oder 194 Millionen Dollar erzielt hätte, wenn nicht Sonderaufwendungen von 675 Millionen Dollar nach Steuern angefallen wären. Für diesen Betrag wurden über 20 Millionen Bonusaktien an Chief Executive Officer (CEO) Charles Wang, Chief Operating Officer (COO) Sanjay Kumar und Executive Vice- President Russell Artzt ausgegeben.

Diese beispiellose Prämie ging nach einem Bericht des britischen Nachrichtenblattes "Computergram" an das Führungstrio, weil es ihm gelungen sei, den Aktienkurs innerhalb eines Jahres über einen Zeitraum von 60 Tagen hinweg stabil über einem festgelegten Grenzwert zu halten. Die CA-Aktionäre hatten dieser Bonusregelung bereits 1995 zugestimmt.

Auf den Aktienkurs wirkte sich diese Sonderbelastung nicht aus - wohl aber die zurückgenommene Umsatz- und Gewinnerwartung für die nächsten Quartale: Der CA-Kurs fiel um nahezu ein Drittel von rund 60 auf unter 40 Dollar, zumal verschiedene Analysten ihr Rating heruntergestuft hatten.

Sie reagierten auf Kumars Aussage, daß die wirtschaftlichen Unruhen im asiatischen Raum den internationalen Kunden von CA zusetzen würden. Sein Unternehmen rechne auch aufgrund der kapital- und ressourcenintensiven Jahr-2000-Umstellungen bei Anwendern mit einer eher schwachen Auftragslage.

Analysten sehen jedoch auch Probleme struktureller Art, die mit den Geschäftsschwerpunkten von CA im Mainframe- und System-Management-Business zu tun haben. So kämpfe das Unternehmen gegen die IBM-Tochter Tivoli, die den Softwerkern immer härter zusetze. Auch könne CA nicht mehr Lizenzverträge über fünf oder sieben Jahre abschließen; Anwender ließen sich maximal noch auf zwei- bis dreijährige Vereinbarungen ein.

Die entsprechenden Warnungen des CA-Managements lösten Unmut bei vielen Aktionären aus. Einige von ihnen reichten an einem US-Bezirksgericht in New York eine Sammelklage ein. CA wird darin beschuldigt, in der Zeit vom 20. Januar bis zum 22. Juli dieses Jahres den Aktienkurs durch geschönte Angaben über die Geschäftsentwicklung künstlich hochgehalten zu haben. Noch ehe die schlechten Nachrichten veröffentlicht waren, sollen Mitglieder des Managements einen ansehnlichen Teil ihrer Bonusaktien zu einem hohen Kurs an ahnungslose Interessenten verkauft haben. CA kommentierte diese Vorwürfe nicht.