Bayer Business Services: Wenn aus Konzernmitarbeitern Dienstleister werden

Kundenorientierung bleibt Pflicht

06.08.2004

Keinen leichten Job hat sich Andreas Resch aufgehalst, als er zu Beginn dieses Jahres die Geschäftsführung der BBS, des Dienstleisters des Bayer-Konzerns für "IT-basierte betriebswirtschaftliche, administrative und wissenschaftliche Services" übernahm. Die Organisation hinter der leicht pompösen Bezeichnung kümmert sich in erster Linie um die gesamte IT des Pharmariesen.

Seit Monaten wird die Zukunft der IT-Töchter deutscher Konzerne heiß diskutiert: Verkaufen, Aufbruch in den Drittmarkt oder Reintegration in die Muttergesellschaft lauten die wichtigsten Fragen. Laut Resch geht es immer darum, was ein Unternehmen selbst erledigen will und was es von einer fremden Firma steuern lässt. Die Gefahr dabei ist, dass gut geregelte Prozesse zur weiteren Optimierung ausgelagert werden. Diesen Fehler vermeidet der IT-Boss. Eigene Verkaufsabsichten für den Bereich Business Services seien bei Bayer ad acta gelegt worden. "Wir gehen den Weg der selbst gemanagten Professionalisierung unserer Dienstleistungen", so Resch. Deshalb steht für ihn das Thema Kundenorientierung ganz oben: "Wir vermitteln das gezielt unseren Mitarbeitern und machen auch die Gehälter zum Teil davon abhängig."

Natürlich weiß Resch, dass sich Beschäftigte von Großunternehmen nicht einfach in kundenorientierte Mitarbeiter verwandeln lassen. Er zeigt sich aber optimistisch, indem er sagt, dass sich dieses Verhalten trainieren lässt, und zwar dann, "wenn man die Sinnhaftigkeit erläutert". Simples Einpauken nütze nichts, "die Mitarbeiter wollen verstehen, warum sie bestimmte Handlungsweisen ändern oder verbessern sollen". Eine saubere Darstellung der Inhalte, der Gründe und ein Feedback-Mechanismus, der ihnen aufzeige, ob sie auf dem richtigen Weg sind, machten dies möglich.

Selbstverständlich bleibe die fachliche und soziale Qualifikation ein wichtiges Thema. Man müsse allerdings in schwierigen Zeiten nach Möglichkeiten suchen, "auch in diesem Bereich die Effizienz zu verbessern". "Zielgerichtete Weiterbildung, bedarfsorientierte Personalentwicklung und die elektronischen Hilfsmittel zur Schulung sind gute Werkzeuge, die wir auch einsetzen", so der Bayer-Manager. So stehe der gesamte Weiterbildungskatalog den Beschäftigten online zur Verfügung, und ein Großteil der Kurse könne auch elektronisch stattfinden. Daneben existieren Mischformen mit Präsenzteilen, aber auch die klassischen Tutorenseminare. Damit erhöhe sich die Chance der Mitarbeiter, ihr Know-how zu verbessern, was sie stark motiviere. Darüber hinaus setzt Resch auf weitere Instrumente der Personalentwicklung wie Orientierungs- und Assessment-Center, regelmäßige Personalgespräche, Beurteilungsrunden und den kontinuierlichen Dialog mit den Mitarbeitern.

Vor allem dieser letzte Punkt ist ihm ein besonderes Anliegen. Resch hat beispielsweise einen regelmäßigen eineinhalbstündigen Chat initiiert, in dem die Mitarbeiter sich direkt an ihn wenden können, auch anonym, wenn ihnen etwas nicht passt. Ferner informiert er die gesamte Belegschaft regelmäßig per Mail über alles Wichtige im Unternehmen. Er will aber nicht nur virtuell mit seinen Angestellten ins Gespräch kommen. Immer wieder lädt er rund 20 bis 30 Mitarbeiter aller Hierarchiestufen - "von der Sekretärin bis zum Abteilungsleiter" - und aus unterschiedlichsten Bereichen zu einem Gedankenaustausch ein. Resch wirkt wie ein Missionar, wenn er sagt: "Ich versuche, Menschen zu ermutigen, über Dinge zu sprechen, die nicht gut laufen." Es müsse eine "hohe Bereitschaft" entstehen, über Fehler offen zu reden. Aber nicht mit der Angst im Nacken, "beim ersten Fehler gehen zu müssen". Diese Kommunikationsfähigkeit sei der erste Schritt, Dinge zu verbessern und zu Ende zu führen.

Er wünscht sich, dass die Mitarbeiter stärker mitdenken. Als Dienstleister mit fundierten IT-Kenntnissen haben sie nun die Chance, gemeinsam mit den fachlichen Kollegen der Prozessseite "noch näher an den Problemen und Aufgaben der Anwender zu arbeiten". Dadurch erhalten die BBS-Mitarbeiter einen "viel tieferen Einblick in die Themen und sitzen mit den Fachkollegen an einem Tisch". Ihre Aufgabe bleibe weiterhin die IT-gestützte Umsetzung der Kundenanforderungen, die sie jetzt aber von Beginn an mitbegleiten.

Weltweite Verantwortung für das IT-Geschäft

Einstellen möchte das Unternehmen vor allem Informatiker für E-Business-Anwendungen. In einem weltweit tätigen IT-Anwenderkonzern gebe es sehr unterschiedliche und vor allem abwechslungsreiche Aufgaben zu erfüllen, wird die Personalabteilung nicht müde zu betonen, die mitunter damit kämpfen muss, dass IT-Profis mit der Chemieindustrie auf Anhieb nicht viel anfangen können. Neben den guten fachlichen Qualifikationen legen die Bayer-Personaler großen Wert auf die viel zitierten Schlüsselqualifikationen. In ausführlichen Gesprächen wird versucht, herauszufinden, ob die Mitarbeiter zum Unternehmen und zum künftigen Team passen.

Zusätzliche Anforderungen, die in den Mittelpunkt rücken, sind Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenz. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass Resch vor einigen Wochen die weltweite Verantwortung für das IT-Geschäft des Konzerns übernahm, um die sich früher stärker die jeweiligen Landesgesellschaften kümmerten. Entsprechend bietet der eigene Bildungsbereich verstärkt Englischkurse und interkulturelles Training an.

BBS

- Dienstleistungszentrum des Bayer-Konzerns;

- bietet Services für Finanz- und Rechnungswesen, IT, Einkauf, Personal, Logistik und Wissenschaft;

- 3900 Mitarbeiter;

- 1,1 Milliarden Euro Umsatz (2003);

- Vorsitzender der Geschäftsführung: Andreas Resch (seit 1. Januar 2004).