Logica stoppt Weiterentwicklung ihres DB-Systems "Rapport":

Kunden müssen um künftigen Support bangen

07.03.1986

LONDON (CWN) - Die Entwicklung ihres wichtigsten Softwareprodukts, "Rapport", hat das britische Softwarehaus Logica PLC eingestellt. Mehr als 70 Kunden, darunter British Telecom, British Petroleum. Shell und das britische Verteidigungsministertum. tappen jetzt im dunkeln. wie es künftig um Support und Maintenance für das Datenbanksystem bestellt sein wird.

Betroffen sind auch die im Hardwarelager angesiedelten Vertragspartner der englischen Softwareschmiede. Die Liste reicht hier von General Data, General Electric sowie Hewlett-Packard über International Computers Inc. und Prime Computer Inc. bis Olivetti.

Jeden Kommentar zur Sachlage verweigerte Philip Hughes, Vorstandsvorsitzender des britischen Softwarehauses. Colin Rowland, Managing Director bei Logica, gab den internationalen Konkurrenzdruck Sowie das Alter des Produkts selbst

Der Grund für die Entscheidung an: Der Wettbewerb bei den amerikanischen Unternehmen ist unglaublich hart", so Rowland. "Außerdem können US-Softwareanbieter ihre Entwicklungskosten auf eine breitere Installationsbasis verteilen als wir." Das seit 1979 verfügbare DB-Produkt wird gegenwärtig in seinem fünften Release vermarktet. Eine Überarbeitung erschien folglich auch den Verantwortlichen bei Logica dringend erforderlich. Die dadurch bedingten Kosten konnte das britische Softwarehaus jedoch nicht verkraften. Nach Aussage von Rowland sei die Entscheidung, die Entwicklung einzustellen, wirtschaftlich bedingt gewesen. Support für bestehende Installationen wollen die britischen Softwerker allerdings gewährleisten.

Um zu einer für alle Beteiligten befriedigenden Regelung zu kommen führt Logica derzeit mit Lieferanten und Kunden Verhandlungen. Die Diskussionspartner geben sich reserviert, oft ist davon die Rede, die Geschäftsbeziehungen zu Logica nochmals genau zu überdenken.

Für Brian Cooper, Vorsitzender der Data-General-Benutzergruppe in Großbritannien, wirft die strategische Entscheidung von Logica eine Reihe von Fragen auf: "Ein solcher Vorfall macht deutlich, mit welchem Maß an Ungerechtigkeit die Kunden im Umgang mit Softwarehäusern rechnen müssen. Wenn der Anwender Lizenzen für ein Produkt kauft so bestimmt der Anbieter die Vertragskonditionen und ist nur selten bereit, die Modifikationen einzugehen, die der User vorschlägt. "

Für die Zukunft rät Cooper allen Anwendern, rechtzeitig für ähnliche Situationen vorzubauen: "Für ein Unternehmen kann es von lebenswichtiger Bedeutung sein, den Source-Code kostenlos zu bekommen.