Digitalisierung an der New Yorker Börse

Künstliche Intelligenz ersetzt Wall-Street-Analysten

17.11.2015
Von 
Harald Weiss ist Fachjournalist in New York und Mitglied bei New York Reporters.

Indirekt bestätigt das auch Stuart Frankel, CEO von Narrative Science. Doch er startet mit einem anderen Blickwinkel: "Unsere Software vernichtet keine Arbeitsplätze, sie entlastet die Analysten nur von lästiger Routinearbeit und verschafft ihnen mehr Zeit für anspruchsvollere Arbeiten, wie die direkte Kundenberatung", sagt er über die Auswirkungen seiner Technologie. Mit anderen Worten: Alle Analysten, die bislang mit Routinearbeiten beschäftigt waren, werden schon bald keine Arbeit mehr haben.

Beratung per KI-Software

Auch der von Frankel angesprochene Punkt der Kundenberatung fällt zunehmend modernen KI-Programmen zum Opfer. SigFig ist eine Online-Investmentberatungsfirma, die keinen Offline-Service bietet. Wer sich dort registriert und ein Portfolio starten will, muss sich durch einen umfangreichen Online-Test kämpfen, hinter dem komplexe KI-Programme am Werk sind. Am Ende weiß der Computer nicht nur wieviel Geld man anlegen möchte, sondern auch alles über das Risikoverhalten, die persönlichen Verhältnisse und die Zielsetzung der Kapitalanlage.

Die Software schließt mit einer Anlage-Empfehlung, die auch sofort ausgeführt wird, sobald man das Geld einbezahlt hat. Da das alles ohne teure manuelle Analysen abgewickelt wird, sind die Gebühren der Online-Broker entsprechend niedrig. Und die Zeit arbeitet für sie. "Vor allem bei jungen Leuten sind diese KI-erzeugten Analysen sehr beliebt, was auch daran liegt, dass diese Webseiten über ein sehr schickes und User-freundliches Design verfügen", sagt Dan Well vom Finanz-Informationsdienst NewsMax.