US-Hersteller dominieren die Vereinigung

Künftiger OSF-Chairman ist SAA-Manager bei IBM

10.01.1992

MÜNCHEN (CW) - Besonders innig gestalten sich künftig die Beziehungen zwischen der Open Software Foundation (OSF) und der IBM. OSF-President David Tory, IBM-Mainframe-Spezialist von Computer Associates, berichtet künftig an den IBM-Manager Mike Saranga, der als Chairman des Board of Directors die strategische Richtung der OSF maßgeblich mitbestimmen soll.

Mike Saranga, Big Blues Assistent General Manager Systems, Structur und Management, ist dort zuständig für das proprietäre SAA-Konzept, AD/Cycle und die DB2-Datenbank.

An eine Aufgabe seiner IBM-Position denkt der designierte OSF-Vorsitzende nach Informationen der "Computerworld", einer Schwesterpublikation der COMPUTERWOCHE, nicht.

"Wir verkauften viele Jahre gegen Open Systems. Und ich nehme es den Leuten nicht übel, wenn sie uns das jetzt vorwerfen", beschwört Saranga im IBM-nahen Branchenblatt "Gigasteps" die neue Offenheit der IBM.

Unter Beweis stellen konnte der Manager die Ernsthaftigkeit seines Open-Systems-Engagements bereits bei der Integration der OSF-Systemumgebung DCE in die IBM-Mainframe-Welt.

"Gigasteps" zitiert aber auch die Einschätzung des Dataquest-Analysten Rikki Karzner, wonach sich die IBM "soweit wie möglich öffnen will, um dennoch die Kontrolle zu behalten".

Branchen-Insider werten die Berufung des IBM-Managers auf den Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden als ein Zeichen für die dominierende Rolle der US-Hersteller in der OSF. Erst kürzlich hat auch in Europa der DEC-Manager Alain Fastré den von Siemens-Nixdorf kommenden Paul Wahl als OSF-Chef verdrängt. Die Hersteller auf dem alten Kontinent, so der Insider, seien zu sehr mit Überlebensstrategien beschäftigt, um international eine Rolle spielen zu können.