Kuenftige Anwender muessen auf Datenkompression verzichten Verlorener Patentstreit zwingt Microsoft zu neuer DOS-Version

04.03.1994

MUENCHEN (ade) - Softwareriese Microsoft hat im Patentrechtsstreit gegen Stac Electronics den Kuerzeren gezogen. Die Gates-Company bringt in den kommenden Tagen eine neue DOS-Variante auf den Markt, die ohne das Datenkompressions-Tool "Double Space" geliefert wird. Die Anwender befuerchten nun Aerger wegen inkonsistenter Betriebssystem-Versionen.

Microsofts Juristen mussten eine herbe Niederlage einstecken. Das US-Distriktgericht in Los Angeles hat die Gates-Company einstimmig fuer schuldig befunden, durch das mit Double Space ausgestattete PC-Betriebssystem gegen die Patentrechte von Stac Electronics, Carlsbad, Kalifornien, zu verstossen, meldet der Brancheninformationsdienst "vwd". Demzufolge muesse Microsoft 120 Millionen Dollar fuer die bislang verkauften DOS-Versionen 6.0 und 6.2 an den Utility-Anbieter zahlen. Auch die Gegenklage von Microsoft, in der Stac Patentverletzung, Vertragsbruch und arglistige Taeuschung vorgeworfen werden, ist laut "vwd" zu- gunsten der Kalifornier entschieden worden. Microsoft habe allerdings 13,6 Millionen Dollar Schadenersatz wegen Missachtung von Handelsgeheimnissen durch Stac zugesprochen bekommen.

Inkonsistente Versionen erschweren Supportarbeit

Trotz dieses Beschlusses zeigt sich Stac wenig einsichtig. So beabsichtigt das Unternehmen jetzt, eine einstweilige Verfuegung gegen Microsoft zu erwirken, um den Windows-Anbieter an dem weiteren Vertrieb von MS-DOS 6 mit integriertem Double Space zu hindern, heisst es bei der Muenchner Stac-Niederlassung.

Microsoft hat dagegen eine Praeventivmassnahme getroffen: Das Unternehmen bringt demnaechst vorsorglich eine Version 6.21 von MS- DOS auf den deutschen und den US-Markt, die Double Space nicht mehr enthalten wird, erklaert Thomas Baumgaertner, Pressereferent der deutschen Microsoft-Niederlassung, Unterschleissheim. "Wenn wir DOS mit integriertem Double Space weiter verkaufen, legen wir den Grundstein fuer eine weitere Stac-Klage", begruendet der Microsoft- Sprecher die Entscheidung. Brad Silverberg, Vice-President der Systems-Division der Microsoft Corp., Redmond, Washington, spekuliert sogar damit, kuenftig keinerlei Tools zur Datenkompression in Verbindung mit dem Betriebssystem anzubieten.

Der bevorstehende Verzicht auf Double Space stoert Microsoft nicht allzusehr: Nur 40 Prozent aller Upgrade-Kunden und lediglich 20 Prozent aller Anwender, die MS-DOS gebuendelt mit der Hardware erwerben, setzen derzeit das Utility ein, erlaeutert Silverberg. Nach Angaben der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" sprachen Microsoft-Verantwortliche noch im September 1993 von 62 Prozent Double-Space-Nutzung. Microsofts spontaner Rueckzug koennte allerdings Probleme bei kommenden Investitionen nach sich ziehen. "Anwender, die kuenftig MS-DOS kaufen, werden aufgrund von inkonsistenten Betriebssystem-Versionen und somit unterschiedlicher Funktionalitaet in Bedraengnis geraten", gibt Thomas Willmott, Operating Systems Analyst bei The Aberdeen Group, Boston, zu bedenken. Hauptsaechlich Supportteams, die neu erworbenes DV-Equipment einsetzen wollen, werden dabei zu kaempfen haben, so die Prognose des Analysten.

Microsoft jedoch sieht kaum Probleme auf die Anwender zukommen. Saemtliche Daten, die via Netz an andere Rechner gelangen, werden sowieso stets entkomprimiert, so Pressesprecher Baumgaertner. Ebenso wuerden trotz fehlendem Double Space "alle Updates zur jetzigen Version kompatibel sein". Baumgaertner: "Double-Space- Anwender koennen das Utility nach wie vor nutzen."