Kündigungen hinterlassen verbrannte Erde

16.09.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Personalabbau durch andere, innovative Wege zu vermeiden, spielte in der Vergangenheit über alle Branchen und Unternehmen hinweg nur eine unbedeutende Rolle. Ob Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnanpassung, Teilzeitbeschäftigungen oder Kürzungen bei den Sozialleistungen, vor allem für Großunternehmen waren solche Maßnahmen nebensächlich. Knoche vermutet, dass das Tarifrecht solch kreativen Pfaden Steine in den Weg legt.

Doch die Kompromisse mit den Gewerkschaften bei Daimler-Chrysler und Siemens stimmen ihn optimistisch. Er sieht in einer intelligenten Senkung der Personalkosten die größte Herausforderung für eine moderne Personalpolitik, räumt aber ein: "Ein Patentrezept gibt es nicht; jedes Unternehmen muss seinen Weg finden."

Personalabbau verursacht Probleme

Kündigungswellen haben in vielen Firmen verbrannte Erde hinterlassen. Die schmerzliche Erfahrung mussten auch viele Manager machen. Schnelle und einfache Lösungen gibt es zumindest bei Personalanpassungsmaßnahmen nicht. Diese Stimmung bestätigte auch die Studie. Das Ifo-Institut wollte von den befragten Managern wissen, welche Strategien sie heute als erfolgsversprechend einstufen und in einer zukünftigen Abschwungphase nutzen würden. Hochqualifizierten Mitarbeitern betriebsbedingt zu kündigen schätzen die Firmenvertreter aller Branchen als wenig geeignet ein, fast zwei Drittel aller Unternehmen lehnen diese Maßnahme ausdrücklich ab.

Auch die betriebsbedingte Kündigung von niedrigqualifizierten Beschäftigten sehen Manager kritischer als in der Vergangenheit. "Offensichtlich sieht ein Großteil der Unternehmen, dass mit der Axt-im-Wald-Methode langfristige Schäden und Probleme entstehen, die eine nachhaltige Unternehmensentwicklung behindern", erläutert Ifo-Vorstand Knoche. Industrieunternehmen bilden auch hier eine Ausnahme: Knapp zwei Drittel schätzen Entlassungen auch zukünftig als passende Lösung, annähernd die Hälfte der Befragten stuft den Personalabbau sogar als sehr geeignet ein.

Während in der Vergangenheit kaum versucht wurde, Personalkosten zu senken ohne zu entlassen, steht der überwiegende Teil (83 Prozent) der Befragten über alle Branchen hinweg diesem Weg heute positiv gegenüber. Auch hier nehmen die großen Industrieunternehmen eine Sonderrolle ein, denn mehr als die Hälfte lehnen diese "sanften" Maßnahmen ab und setzen weiterhin auf Kündigungen.