Kritiker weist auf enorme Wartungsprobleme hin Komplexitaet von R/3 ist verhaengnisvoll fuer SAP

17.02.1995

WALLDORF (CW) - Hardwarehersteller, Berater, Softwarehaeuser - niemand kann es sich leisten, die SAP zu ignorieren. Der Markt ist vom Walldorf-Virus infiziert; Kritik ist nicht opportun, sie koennte das Geschaeft verderben. Und waehrend die Branche verdient und schweigt, plagen sich Anwender mit millionenschweren Einfuehrungs- und Migrationsprojekten, an deren Sinn vor allem auf Vorstandsetagen nicht gezweifelt wird. Fuer Karl Schmitz, Gesellschafter der Hamburger tse GmbH, ist die Zeit reif fuer klare Worte.

"SAP erstickt an der Komplexitaet der eigenen Produkte", lautet die Kernthese des projekterfahrenen Beraters. R/3 bezeichnet er als "Kalibrierung des R/2-Systems auf Techniken, die heute up to date sind". Eine echte Client-Server-Architektur lasse sich mit der Stangenware aus Walldorf nicht realisieren, da SAP-Software verteiltes Daten-Management nicht vorsehe. Die Philosophie hinter der Software muesse als zentralistisch gelten, jede R/3-Einfuehrung werde beim Anwender zu einem "Rehosting" fuehren.

Fuer Schmitz ist die Software zu inflexibel. Sie werde den Anforderungen agiler Unternehmen, die schnell auf sich veraendernde Maerkte reagieren muessen, nicht gerecht. Jede Software-Anpassung, so der Kritiker, fuehre zu einem unangemessen hohen Aufwand (siehe Seite 56).

Trotz dieser Bedenken scheint der Siegeszug des Softwarehauses unaufhaltsam: Nachdem sich Grossunternehmen im In- und Ausland fuer die "Alleskoenner"-Software entschieden haben, konzentriert sich SAP nun auf den Mittelstand. Sie kooperiert dabei mit kleineren Softwarefirmen, die am boomenden R/3-Geschaeft teilhaben wollen.