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Kritik und Spott nach Wulff-Interview

05.01.2012
Schon erste Zitate aus dem TV-Interview von Bundespräsident Christian Wulff sind bei Internet-Nutzern in Deutschland auf massiv negative Reaktionen gestoßen.

Neben einfachen Bürgern äußerten sich auch prominente Figuren der Netzgemeinde. So schrieb die politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband, am Mittwochabend unter ihrem Twitter-Namen @afelia: "#Wulff bestätigt gerade alle Vorurteile von Leuten, die Politik sowieso schon nicht besonders mochten. Danke dafür. :("

Frank Rieger von der Netzaktivisten-Vereinigung Chaos Computer Club (@frank_rieger) griff bei dem Kurzmitteilungsdienst zu noch härteren Worten: "#Wulff-Interview ist das am wenigsten überzeugende Stück Politikerlügen seit langem. Krisenmanagement-Vollpfosten." Die Raute vor dem Namen macht ihn zu einem sogenannten Hashtag, mit dem man gezielt nach Tweets suchen kann. Wulff hatte in dem Interview mit ARD und ZDF zwar Fehler eingestanden, aber sein Vorgehen verteidigt und einen Rücktritt abgelehnt.

In der breiten Masse der Online-Stimmen dominierten neben Empörung über einen ausgebliebenen Rücktritt Wulffs bissige Ironie und Spott. Immer wieder fiel das böse Wort von der "Bananenrepublik" Deutschland. "Der olle Bismarck täte sich im Grabe umdrehen, wenn er den #Wulff miterleben müßte", schrieb etwa Twitter-Nutzer @tmmt.

"Gleich bei Galileo: 'Laminat vs. Parkett - was ist besser?' verspricht mehr Aufklärung und Erkenntnisgewinn als das Interview mit #Wulff", frotzelte @MatthiasBLN und hatte für Wulffs Worte ein vernichtendes Urteil parat: "Inhaltlich Quark, politisch Käse, menschlich eine Wurst." Gängige Kommentare waren auch "Lacher des Tages" oder "selten so gelacht".

Später erschienen dann aber auch deutlich längere und analytische Stücke, die nicht nur an Bundespräsident Wulff Kritik übten. Lesenswert zur Causa Wulff sind beispielsweise der Kommentar von Heribert Prantl auf "Süddeutsche.de", die Fernsehkritik bei FAZ.net mit vielen wörtlichen Zitaten aus dem Interview sowie eine Medien- und Politikkritik des Journalisten Wolfgang Michal.

Schon in den vergangenen Tagen hatten sich Internet-Nutzer in Späßen um die Bundespräsidenten-Krise geübt. Sie dachten sich etwa immer neue satirische Titel unter dem Motto "#wulfffilme" aus. Wie zum Beispiel "Bis(s) zum Ende der Amtszeit", "Jäger des verlorenen Anrufs", "Der sich den Wulff tanzt" oder "Einer flog übers Eigenheim". Zudem erfanden Twitter-Nutzer das Wort "wulffen" - es soll "jemandem die Mailbox vollquatschen" bedeuten.