Wankt die Ortsnetzbastion der Telekom?

Kritik an Ron Sommer wächst

23.02.2001
BONN (CW) - Das Eis wird dünner für Telekom-Chef Ron Sommer. Angesichts des anhaltenden Kursverfalls der T-Aktie gerät der Manager zunehmend ins Schussfeld der Politik. Zudem droht dem Konzernboss Ärger im Ortsnetzgeschäft. Darüber hinaus streiten sich SPD und Grüne um die unternehmerischen Freiheiten der Telekom.

Statt als globaler Player auf dem europäischen TK-Markt zu brillieren, plagt sich Telekom-Chef Ron Sommer mit inländischen Problemen: Der Aktienkurs fällt, die Umsätze sinken, die Politik ist verstimmt, der Börsengang von T-Mobile verschoben, und im Ortsnetz droht Ärger mit der Regulierungsbehörde.

Vor allem wegen der finanziellen Schieflage des Konzerns gerät Sommer zunehmend unter Druck. So gesteht etwa der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, Sommer nur noch eine Galgenfrist zu, um dem Aktienkurs wieder auf die Sprünge zu helfen. Besorgt über die jüngsten Entwicklungen bei der Telekom ist jedoch nicht nur die FDP. Mittlerweile verlangt Bundesfinanzminister Hans Eichel, als Mehrheitseigentümer des Carriers um seine Einnahmen besorgt, eine Lockerung der Regulierungszügel. Davon verspricht man sich im Finanzministerium eine Stärkung des Telekom-Umsatzes. Eine Forderung, bei der allerdings ein Koalitionsstreit programmiert ist. Die Grünen beurteilen die Situation anders und fordern von der Telekom Internet-Pauschaltarife, damit auch lokale Service-Provider interessante Internet-Angebote schnüren können.

Während die Politik über die Zukunft der Telekom diskutiert, verscherbelt Ron Sommer das Tafelsilber. Um die wieder gestiegene Schuldenlast zu drücken, will der Telekom-Boss Beteiligungen (etwa an Sprint oder am eigenen TV-Kabelnetz) sowie Immobilien im Wert zwischen 14 und 19 Milliarden Euro verkaufen.

Noch prekärer dürfte die finanzielle Lage der Telekom werden, falls sich die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post dazu entschließt, den Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung auf der letzten Meile zum Kunden zu senken. Die Konkurrenten rechnen dem Bonner Konzern nämlich vor, dass er diese Leistung billiger erbringen könnte. Entscheidet die Reg TP im Sinne der Konkurrenten, verliert die Telekom ihr letztes lukratives Marktsegment.