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Krise bei EM.TV

04.12.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vom Unterföhringer Fernsehrechtemakler EM.TV gab es übers Wochenende Hiobsbotschaften im Dreierpack: Zuerst teilte das Unternehmen am Freitagabend mit, es werde im laufenden Geschäftsjahr statt des geplanten EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 525 Millionen Mark nur rund 50 Millionen Mark ausweisen (Vorjahr: 135 Millionen Mark). Am Montagmorgen gab dann Finanzvorstand Florian Haffa seinen sofortigen Rücktritt bekannt. "Ich habe offenbar nicht mehr das Vertrauen bei den Investoren und bei den Aktionären", bedauerte Haffa seinen Schritt.

Es folgte die Bekanntgabe der Neunmonatszahlen, die man nur als desolat bezeichnen kann: Für das erste Dreivierteljahr musste EM.TV einen Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern von 82,6 Millionen Mark ausweisen. Das operative Ergebnis betrug minus 135,3 Millionen Mark, der Umsatz lag bei 254,9 Millionen Mark. Nun hat er doch Recht behalten, der frühere RTL-Chef Helmut Thoma. Er hatte schon frühzeitig EM.TV als "die größte Seifenblase, die die Welt je gesehen hat" bezeichnet.

Als "Weißer Ritter" betätigt sich nun - nicht ganz unerwartet (Computerwoche online berichtete) - die Kirch-Gruppe. Sie übernimmt eine Sperrminorität von 25 Prozent an EM.TV, davon stammen acht Prozent direkt von Thomas Haffa, der weiter größter Aktionär bleibt. Ferner schnappt sich Kirch 49 Prozent der EM-Anteile an den Formel-1-Fernsehrechten und zahlt dafür 550 Millionen Dollar. EM.TV hatte im Frühjahr mit der Übernahme von Speed Limited 50 Prozent am exklusiven Formel-1-Vermarkter SLEC erworben.