Rahmen für kreatives Denken
Wie sieht der aus?
Meyer: Wir haben einige wesentliche Faktoren ermittelt. Unter anderem die Frage, welche Zielvorgaben das Management macht. In hochinnovativen Unternehmen sind es Ziele, die wir "magische Visionen" nennen. Es geht nicht einfach nur darum, das nächste Umsatzziel zu erreichen, sondern die Unternehmensziele mit Visionen zu verbinden, die das Unternehmen nach vorne bringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Rolle des Managements. Man kann es auf die Kurzformel bringen: vom Kommandeur zum Katalysator.
Wie sieht diese Katalysatorfunktion aus?
Meyer: Führungskräfte haben einen entscheidenden Einfluss darauf, welche kreativen Leistungen ihre Mitarbeiter erbringen und in welchen Feldern sie diese erbringen. Sie können Ziele vorgeben, Rahmenbedingungen definieren und Teams zusammenstellen, die gemeinsam Ideen generieren, die jeder Einzelne nicht gehabt hätte. Das Management initiiert diese Ideenentwicklungsprojekte, lenkt und leitet sie. Dabei ist der Führungsstil sehr wichtig. Denn Ideen lassen sich nicht einfach anordnen.
Auf welche Führungsprinzipien sind Sie bei den untersuchten Unternehmen gestoßen?
Meyer: Auf viele sehr spannende Ansätze. So zum Beispiel das Prinzip der Autonomie. Aufträge werden nicht einfach vergeben, sondern Mitarbeiter suchen sich die Aufgaben, die sie interessieren. Dieses Prinzip der "selbstinitiierten Aktivität" ist seit Jahren bekannt. Google und 3M praktizieren es mit großem Er-folg. Dahinter steckt ein einfaches Kalkül:
Ideen entstehen vor allem, wenn jemand eine große Leidenschaft für ein Thema empfindet. Wenn eine Person diese natürliche Neugier verspüren, arbeitet sie sich viel schneller in ein Thema ein. Sie braucht niemand, der ihr sagt, wo sie nach neuen Informationen zu suchen hat. Sie tun es, weil es ihr selbst eine tiefe Befriedigung verschafft. Deshalb stellt sie ihren Kopf auch nicht ab, nur weil es zum Beispiel Freitag 16.00 Uhr ist. Ihr Unterbewusstsein arbeitet weiter. So kommt sie auf neue Ideen, die sie ansonsten nie gehabt hätte.
- Womit verdienen unsere Firmen in zehn Jahren ihr Geld?
"Bewahrer der Tradition" und "Hüter des Geschäftsmodells" haben schlechte Karten. Ein Mittelweg muss gefunden werden, sagt Dr. Georg Kraus. Neun Tipps, wie Sie ihr Unternehmen auf den richtigen Weg bringen können: - Neue Wege:
Scheuen Sie sich als Unternehmensführer nicht, unkonventionelle Wege zu gehen - selbst wenn alle Zahlen, Daten und Fakten Ihrem Vorhaben (scheinbar) widersprechen. Denn Zahlen spiegeln nur die Vergangenheit wider. Ihren Aufgabe als Unternehmensführer ist es aber, neue Richtungen einzuschlagen. - Aufgaben abgeben:
Geben Sie Ihr operatives Geschäfts, selbst wenn es Ihnen Spaß macht, an die nächste Ebene ab! Denn Ihre Kernaufgabe als Unternehmensführer ist es nicht, Ihr Unternehmen zu managen, sondern dessen Entwicklung zu steuern. - Neue Märkte:
Bringen Sie Ihre Mitarbeiter in Situationen, in denen sie erleben, was wirklich in den Märkten "abgeht" - zum Beispiel in den Schwellenländern. Deren Entwicklungsdynamik ist faszinierend und erschreckend zugleich. <br><br>Bild: T. Gründer - Motivation:
Belohnen Sie mutige Mitarbeiter - selbst wenn sich ihre Ideen als nicht tragfähig oder umsetzbar erweisen. Ihre Mitarbeiter inklusive Führungskräfte müssen spüren: Das Suchen nach neuen Lösungen und Wegen ist von unseren Vorgesetzten erwünscht und wird (mit Anerkennung) belohnt. - Kreativität:
Richten Sie in Ihrer Organisation "Kreativ-Inseln" ein, wo sich zum Beispiel Ihre High-Potentials als Unternehmer betätigen können. "Start-ups" generieren oft großartige Ideen und Business-Modelle. - Unternehmer-Budget:
Stampfen Sie Ihr betriebliches Vorschlagswesen ein. Installieren Sie stattdessen ein "Unternehmer-Budget". Stellen Sie Ihren Mitarbeiter ohne große Bürokratie Geld zum Ausfeilen, Austesten und Umsetzen neuer Ideen zur Verfügung. - Fordern:
Pushen Sie Ihr Management permanent, sich über die künftigen Entwicklungen in Ihrem Markt sowie im Unternehmensumfeld Gedanken zu machen! Haken Sie in Meetings nicht nur die Agenda ab, sondern fragen Sie zum Beispiel auch mal: Was bedeutet diese technologische Entwicklung für uns? Wie könnte sie weiter gehen? - Fördern:
Stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend Menschen um sich haben, die Trendsetter sind oder über Trendscout-Fähigkeiten verfügen. Regelmäßige Workshops mit diesen Menschen und Ihrem Management helfen Ihnen, Marktentwicklungen und Technologiesprünge zu antizipieren. - "Freie" Mitarbeiter:
Stellen Sie Mitarbeiter ohne klare Funktion ein. Bitten Sie diese Mitarbeiter, sich umzuschauen und nach sechs oder zwölf Monaten mit einer Idee für ein neues Geschäfts- oder Businessmodell zurückzukommen.