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Krankhafte Zeitverschwendung als Karrierekiller

21.07.2008
Von pte pte
Dieser Text hätte schon vergangene Woche geschrieben werden sollen. Aber es ist was dazwischen gekommen - die Prokrastination.

Eine neue Studie zeigt, dass eine von fünf Personen so stark von Prokrastination betroffen ist, dass ihre Karriere darunter leidet. Darunter versteht man das krankhafte Aufschieben von anstehenden Arbeiten und die Beschäftigung mit sinnlosen Tätigkeiten. Sogar persönliche Beziehungen und die eigene Gesundheit können durch diese Krankheit in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei wird das Phänomen von vielen nicht ernst genommen. "Das Thema wird als Scherz betrachtet. Aber die sozialen und ökonomischen Implikationen sind gewaltig. Diese Menschen brauchen Therapie", meint Joseph Ferrari von der DePaul Universität in Chicago, der über 4.000 Menschen zu diesem Thema befragt hat. Dabei zeigte sich, dass Menschen beiden Geschlechts sowie unterschiedlicher Herkunft und Altersgruppe gleichermaßen von dem Leiden betroffen sind, berichtet der "Observer".

Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass neue Technologien chronische "Aufschieberitis" noch weiter begünstigen und für den Anstieg der Betroffenen in den letzten Jahrzehnten verantwortlich sind. Von einem aus 20 auf einen von vier ist die Zahl gestiegen, schätzt Piers Steel, Professor an der Calgary Universität, und sieht die Dominanz neuer Technologien als Ursache. Sogar die akustischen Benachrichtigungen über eingegangene E-Mails lassen das US-Bruttosozialprodukt angeblich um 0,5 Prozent sinken, was die US-Wirtschaft jährlich 70 Milliarden Dollar kostet, schreibt der "Observer". Ferrari ist hingegen nicht der Ansicht, dass neue Technologien etwas mit chronischer Prokastrination zu tun haben.

Ferraris Studie hat gezeigt, dass viele Menschen sich vormachen, sie würden unter Zeitdruck besser arbeiten, und das als Entschuldigung verwenden, um Arbeit auf später zu verschieben. Dies gelte vor allem für Menschen, die in ihrer Arbeit gewisse Zeitvorgaben einhalten müssen. "Studien haben gezeigt, dass sie einfach Zeiten vergessen, in denen alles schiefgelaufen ist, und sich selektiv an jene seltenen Situationen erinnern, in denen unter starkem Zeitdruck alles glattgelaufen ist", erklärt Ferrari. Dabei kann Prokrastination weitaus ernstere Krankheiten wie Depression, Schlaflosigkeit und niedriges Selbstwertgefühl auslösen. Die Gesundheit kann auch in Mitleidenschaft gezogen werden, weil Arztbesuche aufgeschoben wurden oder wenn es Unfälle gibt, weil Geräte nicht rechtzeitig gewartet wurden. (pte)

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