DEC-Rechner schafft Markttransparenz für jedermann:

Kraftfahrzeug-Datenbank

22.06.1979

MÜNCHEN (pi) - Mit einer "DEC-Station 78" hat Claus Frerix seine Gebrauchtwagenvermittlung in München ausgerüstet und mit diesem - zumindest in Süddeutschland -neuartigen Konzept bereits erste Erfolge erzielt: "Unser Computer bemüht sich, das Fahrzeug Ihrer Träume ausfindig zu machen." Dieses Service-Versprechen von Frerix zielt darauf ab, Käufern die Entscheidung beim Erwerb eines gebrauchten Vehikels zu erleichtern.

Wesentliche Erfolgs-Komponente in Frerix' Konzept ist der "Zugriff" auf eine möglichst hohe Anzahl von Kaufobjekten. Dies soll durch die Einbeziehung einer großen Zahl von Gebrauchtwagenhändlern und Privatleuten in das Vermittlungsnetz erreicht werden.

Kunden, die bei Frerix vorsprechen, erhalten kostenlose Auskünfte; wenn aber der Interessent die Auswahl schwarz auf weiß nach Hause mitnehmen möchte, bezahlt er eine Gebühr von drei Mark, ganz gleich, wie lang die Liste aus dem Schnelldrucker wird. So bekommt er zu jedem zum Verkauf angebotenen Wagen oder Motorrad die entsprechenden Details und die Adressen der jeweiligen Gebrauchtwagenhändler oder Privatverkäufer.

Der Käufer nennt seine Wünsche: Modell, Motorleistung, Baujahr, Kilometerstand, üppige oder spartanische Ausstattung, Zubehör. Der Drucker listet die in Frage kommenden Wagen oder Motorräder auf. Hat der Käufer von seinem künftigen Fahrzeug nur verschwommene Vorstellungen, verlangt er zum Beispiel lediglich eine Limousine für weniger als 5000 Mark, so liefert ihm der Rechner "mehr Papier, als ein Schreibwarengeschäft zum gleichen Preis anbieten könnte" (Frerix). Träumt der Kunde hingegen von einem weißen Ascona, Baujahr 1975, der höchstens 50000 Kilometer gelaufen ist und erst vor wenigen Wochen den TÜV passiert hat, wird die Liste um einiges kürzer.

Sehr ungeduldige Kunden mit sehr festen Vorstellungen können sich passende Wagen auch telefonisch durchgeben lassen. Ob Frerix' Vorhaben sich durchsetzen wird, hängt vor allem von der Anzahl der gespeicherten Fahrzeuge ab. Bisher sind es 1800, und er nimmt an, daß es bald mehr sein werden. Die Anlage, die vor allem im kommerziellen Bereich eingesetzte System DEC-Station 78 von Digital Equipment, würde in ihrer derzeitigen Konfiguration mit zwei Floppy-Disk-Laufwerken und einem schnellen Drucker 6000 Fahrzeuge bewältigen. Mit einigen Zusatzspeichern ausgestattet, könnte sie sogar theoretisch sämtliche Gebrauchtwagen der Bundesrepublik verarbeiten.

Die Gebrauchtwagenhändler, die sich ja gern Cleverness bescheingen lassen, haben die Chance, die ihnen eine EDV bietet, erkannt. Frerix: "Von den 20 größten Münchner Händlern habe ich auf Anhieb 14 bekommen." Für eine Gebühr von 25 Mark speichert das System ein Fahrzeug einen Monat lang. (Je mehr Wagen ein Händler anbietet, desto billiger wird es für ihn.) Im Preis inbegriffen ist die Mitteilung, wie oft jedes Fahrzeug im Laufe eines Monats abgefragt wurde.

Werturteile über das gespeicherte Fahrzeug kann der Rechner nicht abgeben. Bietet ein Kunde ein klappriges Gefährt, das ihm in langen Jahren ans Herz gewachsen ist, zu einem Liebhaberpreis von 20 000 Mark an, so schluckt dies zwar der Computer, der Käufer mit ziemlicher Sicherheit aber nicht. Der Drucker offenbart ihm die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern.

Mit schwarzen Schafen in Gebrauchtwagenhändlerkreisen arbeitet die Anlage angeblich nicht zusammen. Denn: Alle Händler, deren Fahrzeuge eingespeichert sind, unterwerfen sich, falls es mit einem Unstimmigkeit geben sollte, dem Schiedsgericht der Industrie- und Handelskammer.