KPN fährt Outsourcing zurück

19.07.2007
Der niederländische Carrier hat ein auslaufendes Auslagerungsabkommen mit Atos Orgin zwar verlängert, holt aber weite Teile der IT zurück. KPN möchte selbst mit neuen IT-Services im Markt reüssieren.

KPN und Atos Origin ordnen ihre Beziehung in den Niederlanden neu und passen sie an die veränderte Strategie von KPN an. Dazu unterzeichneten die Partner Vorabkommen und Absichtserklärungen, wonach Atos Origin die meisten der bisherigen Dienstleistungen für drei weitere Jahre fortführen wird. Atos Origin und KPN hatten im 2001 einen Outsourcing-Vertrag mit einer Laufzeit von sechs Jahren und ein Volumen von 1,1 Milliarden Euro vereinbart. Im Zuge des Abkommens wechselten mehr als 1000 Mitarbeiter sowie elf Rechenzentren zu Atos Origin. Die Leistungen erstreckten sich auf den RZ-Betrieb, Endbenutzerdienstleistungen, Systemintegration, Beratung und Anwendungsbetreuung in den Niederlanden, Deutschland und Belgien.

Die neue Vereinbarung sieht vor, dass Atos Origin wie bislang das bestehende Anwendungsportfolio betreut und weiterentwickelt. Für die Bereich Enterprise Application Integration und Delivery Orchestration konnte sich der französische IT-Dienstleister die Position als einziger Systemintegrator sichern.

Ansonsten musste Atos Origin einige Abstriche hinnehmen: Da KPN derzeit daran arbeitet, sich als Anbieter im niederländischen Markt für Infrastrukturdienstleistungen zu etablieren, und dazu Housing- und Hosting-Services anbieten möchte, wird Atos Origin drei der sechs Rechenzentren in den Niederlanden an KPN zurückübertragen. Der Transfer stehe im Einklang mit der Konsolidierungsstrategie, beschwichtigte Atos Origin, die darauf abziele, die bestehenden Rechenzentren an hochverfügbaren Hauptstandorten in den Niederlanden und anderen wichtigen Ländern zusammenzuführen. Die Marktbeobachter von Ovum sehen das anders: "Das sind schlechte Neuigkeiten in Hinblick auf den Umsatz in den Niederlanden", kommentierte Ovum-Analyst Dominique Raviart das eingeschränkte Abkommen. "Bislang basierte der Erfolg von Atos Origin dort auf zwei großen Abkommen mit KPN und Philips. Sie haben dem Unternehmen dazu verholfen, die Marke von einer Milliarde Euro Umsatz im Land zu überspringen." Darüber hinaus muss Atos Origin wieder die Endbenutzerdienstleistungen an KPN übergeben. Auch hier ist der Grund die erweiterte Geschäftsstrategie des Carriers, der sich im Markt für das Desktop-Management etablieren möchte. Zu Volumen des neuen Vertrags haben die Partner keine Angaben gemacht.

Die neuen Abkommen führen zu keinen Personalbewegungen zwischen den beiden Unternehmen. "Das KPN zwar Rechenzentren, aber keine Mitarbeiter übernommen hat, haben wir sehr interessiert zur Kenntnis genommen", wunderte sich Ovum-Manager Raviart. Atos Origin kündigte an, dass es zu keinen Restrukturierungen in Folge des veränderten Vertrags kommen werde, da weiterhin Rechenzentrumsdienste für KPN erbracht werden und gleichzeitig die Nachfrage durch andere Kunden steige. Die Abkommen, die die KPN-Töchter E-Plus in Deutschland und Base in Belgien mit Atos Origin unterhalten, sind vom neuen Abkommen nicht betroffen.

"KPN hat sich in den letzten sechs Jahren stark verändert. Wir freuen uns, einen Weg gefunden zu haben, wie wir unsere langjährige Beziehung mit Atos Origin fortführen und gleichzeitig unsere Fähigkeiten als Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologie in den Niederlanden weiter ausbauen können", sagte Marcel Smits, CFO bei KPN. "Diese Abkommen beweisen unsere Fähigkeit, dauerhafte Beziehungen aufzubauen, die sich über mehrere Outsourcing-Zyklen erstrecken", erläuterte Wilbert Kieboom, Senior Executive Vice President Operations bei Atos Origin. (jha)

Mehr zum Thema:

TK-Auslagerungsdienste sind gefragt;

Netz-Outsouring spart kosten;