Kosteneinsparungen bei DV-Auslagerung nur gering Outsourcing-Kunden ueber Abhaengigkeit beunruhigt

07.01.1994

LONDON (IDG) - Das Outsourcing-Geschaeft ist noch jung, ueber praktische Erfahrungen wurde bisher nur wenig bekannt. Hier scheint sich nun einiges zu aendern. Die Londoner PA Consulting Services Ltd. zieht aus einer Befragung von 230 zum Teil grossen britischen Unternehmen die Erkenntnis: Unerwartet geringe Einsparungen und eine grosse Abhaengigkeit sorgen fuer Unsicherheit beim Kunden.

Nahezu ein Drittel der befragten Fuehrungskraefte aus IT-Management und Geschaeftsfuehrungen zeigt sich enttaeuscht, weil mit der teilweisen oder vollstaendigen Auslagerung von DV-Aufgaben keine Kostenvorteile erzielt werden konnten. Weitere 41 Prozent berichten von nur sehr begrenzten Einsparungspotentialen.

Auch mit der Geschaeftsbeziehung zu ihrem Servicepartner ist eine Reihe von Unternehmen nicht zufrieden. Rund 46 Prozent der Befragten empfinden die extreme Abhaengigkeit von ihrem Dienstleister als Nachteil. Darueber hinaus sind 40 Prozent der Meinung, ihr Anbieter lasse es an der noetigen Flexibilitaet fehlen. Groesste Probleme treten vor allem dann auf, wenn Kunden Leistungen in Anspruch nehmen wollen, die laut Vertrag nicht vorgesehen sind - dann kommt es zu einer Eskalation der Kosten.

"Viele Leute sehen Outsourcing zwar skeptisch, glauben aber, sie koennten mit einer entsprechenden Vertragsgestaltung alles unter Kontrolle halten", beobachtet John Little, Business Director fuer IT-Outsourcing bei PA Consulting. Das sei ein Irrtum, denn kaum ein Unternehmen habe - im Gegensatz zu den Anbietern - Erfahrung in der Gestaltung von IT-Servicevertraegen.

Die Auseinandersetzungen duerften sich nach Meinung des Beraters weiter verschaerfen, weil sich die Serviceunternehmen bei der Festlegung der Vertragsmodalitaeten mit ihren Ideen meistens durchsetzen koennten. Trotzdem wollen 48 Prozent der befragten Unternehmen ihre Investitionen in Outsourcing ausdehnen. Sie erwarten sich davon nicht in erster Linie Kosteneinsparungen, sondern eine qualitative Verbesserung ihres Kerngeschaefts .

Generell empfehlen die Berater den Companies, Know-how aufzubauen, um mit Dienstleistern professioneller umgehen zu koennen. Dabei gehe es sowohl um die Auswahl des Anbieters, der eine genaue Marktbeobachtung vorausgehen muesse, als auch um juristische Aspekte, die bei der Vertragsgestaltung wichtig wuerden. Grundsaetzlich seien Management-Qualitaeten noetig, um eine ideale Kunden-Anbieter-Beziehung zu gestalten.

"Oft werden Vertraege eingegangen, ohne dass zuvor prinzipielle Fragen geklaert wurden", kritisiert Little. "Firmen wissen weder, in welchem Kerngeschaeft sie sich bewegen, noch welches unternehmerische Ziel sie anstreben - geschweige denn, wie IT zur Erreichung des Ziels eingesetzt werden kann." Nicht selten redeten Unternehmensleitungen davon, ihren Mainframe im Rahmen eines Fuenfjahresvertrags auszulagern, ohne sich zu ueberlegen, ob sie ihn in fuenf Jahren ueberhaupt noch nutzen werden. So liessen sie sich an Servicevertraege binden, die sich spaeter zum Nachteil des Unternehmens entwickeln koennten.

Den Begriff Outsourcing definiert PA Consulting Services sehr allgemein als jegliche Form des Fremdbezugs von DV- Dienstleistungen. Daher wird die Vergabe von Softwarewartungs- Aufgaben an Dritte als haeufigste Form des Outsourcings ermittelt. Es folgen die Auslagerung von technischem Support und der Anwendungsentwicklung. Die untersuchten Vertraege haben zu 70 Prozent einen Wert von weniger als 2,5 Millionen Mark.