Return on Investment (RoI)/Kommentar

Kostenbewusstsein ist nicht Pfennigfuchserei

22.02.2002
Martin Ottomeier Redakteur CW

In der momentanen wirtschaftlichen Krise hat zumindest eines Konjunktur: Sparen. Alle Projekte kommen auf den Prüfstand. Keine Neuinvestition wird mehr ohne Kosten-Nutzen-Rechnung genehmigt. So sieht es in vielen Unternehmen aus.

Es ist zweifellos richtig, das Kostenbewusstsein stärker zu betonen. Zu sehr hat der Mythos von der New Economy, in der die Regeln der traditionellen Marktwirtschaft angeblich nicht mehr gelten, zu unsinnigen Investitionsentscheidungen geführt. Statistiken zeigen: Der Anteil der IT an den Gesamtausgaben eines Unternehmens ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Das war nicht immer gerechtfertigt.

Doch die Gefahr ist groß, dass nun der Kostendruck auch strategische Vorhaben trifft, und das wäre ein fataler Fehler. Der Unterschied zwischen Verwaltern und Unternehmern liegt darin, dass letztere neue Märkte angehen oder Nischen auftun, bei denen sich der Nutzen nicht sofort in Euro und Cent angeben lässt. Zu unternehmerischem Mut gehört auch, Risiken einzugehen.

Beispiel Versandhandel: Niemand konnte realistisch prognostizieren, wie sich das Einkaufsverhalten im Internet entwickeln wird, welche Zahlmethoden Kunden bevorzugen oder welche Waren und Güter nachgefragt werden. Trotzdem war klar: E-Commerce wird die Welt verändern, und kein Großer in der Branche durfte sich einem Web-Shop verweigern. Aber natürlich haben Otto oder Quelle ihre Investitionen überprüft und später den Gegebenheiten angepasst.

Auf das richtige Kostenbewusstsein kommt es also an. Nicht für jede Investition muss es eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung geben. Auf der anderen Seite darf es aber auch nicht blauäugig zu so genannten strategischen Investitionen kommen, nur um bei jedem Hype dabei zu sein. Return on Investment (RoI) ist also kein Allheilmittel - aber sinnvoll eingesetzt eine gute Hilfe, um unternehmerische Entscheidungen abzusichern.