Kostenargumente in Grossunternehmen wichtiger als Qualitaet Outsourcing ist fuer viele Firmen eine Alternative

24.03.1995

MUENCHEN (CW) - Nur 7,3 Prozent der grossen und mittelgrossen Unternehmen Deutschlands wollen von Outsourcing grundsaetzlich nichts wissen. 74 Prozent pruefen entsprechende Moeglichkeiten, haben bereits Aktivitaeten in die Wege geleitet oder sogar abgeschlossen. Die verbleibenden 18,7 Prozent, so die Ergebnisse einer Umfrage (siehe Kasten, Seite 5), zeigen sich ebenfalls prinzipiell interessiert.

Die Wirtschaftswissenschaftler Klaus-Peter Kaas und Eberhard Schott von der Universitaet Frankfurt raeumen in einer Untersuchung, die demnaechst von der IDC Deutschland GmbH, Kronberg, veroeffentlicht wird, mit einem Vorurteil auf: Anders als von vielen Geschaeftsfuehrungen vermutet, ist eine eindeutig ablehnende Stimmung der IV-Beschaeftigten gegenueber dem Outsourcing nicht nachweisbar. Auf einer Skala zwischen 1 (positiv) und 5 (negativ) lag die durchschnittliche Einschaetzung der IT-Mitarbeiter bei 2,9 - die ebenfalls befragten Geschaeftsfuehrer, mit 51 Prozent in der Mehrheit, hatten eine deutlich kritischere Einstellung ihrer IT- Spezialisten erwartet.

Trotzdem halten mehr als 80 Prozent der Befragten Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern und Betriebsraeten fuer unvermeidlich. Knapp drei Viertel fuerchten darueber hinaus eine interne Know-how-Einbusse, und bis zu 70 Prozent sehen die Abhaengigkeit vom Dienstleister als zu erwartenden Nachteil.

Darueber hinaus zeigt sich mehr als die Haelfte besorgt wegen eines moeglichen Verlustes der strategischen Kontrolle und eventueller Stoerungen im Betriebsablauf.

Dabei wird der unterbrechungsfreie Betrieb als eines der wichtigsten Kriterien ueberhaupt angesehen. Genauso hoch wird die Qualitaet der Dienstleistung eingeschaetzt - und hier zeigen die Anwender wenig Skepsis: Nur 15 Prozent halten es fuer wahrscheinlich, dass ihre Erwartungen nicht erfuellt werden.

Die Befragung zeigt jedoch ebenfalls deutlich: Qualitaetskriterien sind fuer Outsourcing-Entscheidungen zwar wichtiger als Kostenargumente, aber nur eine Minderheit von 45 Prozent erwartet, dass der externe Anbieter innovativere und modernere Loesungen bieten kann. Andererseits fuerchten auch nur 15 Prozent, mit ihrer Outsourcing-Entscheidung ein Risiko einzugehen, weil die externe Dienstleistung qualitativ unzureichend sein koennte. Viele Unternehmen gehen also davon aus, dass sich qualitativ nicht viel aendern wird.

Deshalb sind es vor allem Kostenargumente, die das Outsourcing- Geschaeft beleben: Knapp 65 Prozent der Unternehmen glauben, dass Outsourcing zu einer besseren Kontrolle und Planbarkeit ihrer IT- Ausgaben fuehrt. Ebenso viele setzen darauf, Personal abbauen zu koennen. Noch groesser ist mit knapp 70 Prozent die Zahl der Anwender, die selbst im Rahmen eines Outsourcing-Projektes IT- Leistungen an Dritte vermarkten wollen.

Die Wissenschaftler haben auch nach den Praeferenzen hinsichtlich der Auswahl des Serviceanbieters gefragt. Demnach haben DV- Hersteller wie IBM deutlich schlechtere Karten als Outsourcing- Spezialisten wie EDS und Debis. Internationale erhalten den Vorzug gegenueber nationalen, grosse gegenueber mittelstaendischen Anbietern. Dies hat wohl damit zu tun, dass ausschliesslich Repraesentanten groesserer Unternehmen Rede und Antwort standen.

Will ein Dienstleister in die engere Wahl kommen, muss er vor allem Referenzen vorweisen koennen und einen guten Ruf haben. Mehr als 70 Prozent der Befragten halten auch seine Groesse und Branchenerfahrung fuer wesentlich. Fuer den erfolgreichen Abschluss ist dann unter anderem entscheidend, welche vertraglichen Absicherungen gegeben werden und ob sich der Anbieter auf Festpreise und Preisgarantien einlaesst.

Auf Kuendigungs- und Aenderungsregeln im Vertragswerk legen vergleichsweise wenige Outsourcing-Interessenten wert. Auch der Bedarf an Beteiligungs- und Vetorechten ist gering.

Befragt wurden 123 Unternehmen

Von 568 ausgesandten Frageboegen erhielten die Forscher 123 (22 Prozent) ausgefuellt zurueck; 51 Prozent davon waren von Mitgliedern der Geschaeftsleitung beantwortet worden, die anderen 49 Prozent kamen aus dem DV- und aus anderen Bereichen. Nach Branchen aufgeschluesselt ergibt sich folgendes Bild: 45,1 Prozent der Antworten entfallen auf das verarbeitende Gewerbe, 15,6 Prozent auf den Handel, 12,3 Prozent auf Banken und Versicherungen und der Rest auf Dienstleister (10,7), Energieversorger (7,4), Betriebe aus dem Verkehrs- und Nachrichtenwesen (4,9) sowie das Baugewerbe (4,1). Die Analyse erscheint im April 1995 detailliert im Rahmen einer Studie des Marktforschungsunternehmens IDC Deutschland GmbH, Kronberg bei Frankfurt, und soll zirka 3200 Mark kosten.