Kosten und Nutzen der IT systematisch analysieren

13.08.1993

Mit Wolfgang Haschke, geschaeftsfuehrender Gesellschafter der EDV- Controlling Unternehmensberatung (ECU) GmbH in Heppenheim, sprach Wolf-Dietrich Lorenz*.

CW: DV-Investitionen sind bis vor kurzem haeufig mit dem Argument: "Sie besitzen strategischen Wert" bei den Unternehmensleitungen durchgesetzt worden. Ein immer kritischeres Management hinterfragt nun hartnaeckig ausufernde DV-Budgets: Es sucht vor allem nach dem Nutzen der Informationsverarbeitung fuer Unternehmenserfolg und Marktzielerreichung - haeufig vergeblich. Was ist Ihrer Meinung nach zu tun?

Haschke: Installieren Sie ein DV-Controlling. Voraussetzung dafuer sind definierte Unternehmensziele, an denen sich die Planung der Informationsverarbeitung ausrichten kann. Haeufig aber kommt gerade dieses strategische Controlling zu kurz, und der strategische Wert eines DV-Projektes bleibt unklar.

Ein DV-Controlling sollte darauf achten, dass fuer alle IT-Projekte - wie bei jeder anderen Investition im Unternehmen auch - vor ihrer terminlichen Einplanung Wirtschaftlichkeits- sowie Wirksamkeitsbetrachtungen stattfinden. Nur aufgrund dieser Kosten- Nutzen-Analysen sollte ein DV-Lenkungsausschuss als Planungs-, Entscheidungs- und Kontrollgremium ueber die Realisierung der DV- Projekte entscheiden. Dann ist ein Projekt-Controlling mit abschliessender Nachkalkulation, also einer Erfolgskontrolle, durchzufuehren.

CW: Welche Ziele sollte ein DV-Controlling verfolgen?

Haschke: Als Teil des Zentral-Controllings gibt das DV-Controlling die Budegtierung der Org./DV-Instanz vor. Diese Soll-Daten leiten sich aus der Unternehmensplanung ab.

CW: Wie bewerten Sie, welche Rolle die Informationsverarbeitung im einzelnen fuer den Unternehmenserfolg gespielt hat?

Haschke: Wie weit ein DV-Projekt zum Unternehmensergebnis beigetragen hat, ist durch die Soll-Ist-Bewertung des strategischen Planes festzustellen. Deshalb ist das strategische Controlling der Informationsverarbeitung so wichtig. Speziell das Function-point-Verfahren liefert durch Nachkalkulation abgeschlossener DV-Projekte eine Produktivitaetskurve der Software- Erstellung. Auch computergestuetzte Projekt-Management-Systeme dienen der Leistungskontrolle der Entwicklerteams.

CW: Hat sich das DV-Controlling in Unternehmen hierzulande bereits durchgesetzt?

Haschke: Die Unternehmen und oeffentlichen Verwaltungen im deutschsprachigen Raum betreiben DV-Controlling oft noch nicht so intensiv wie DV-Revision. Das ist die Erfahrung aus unseren Beratungen und Schulungen. Darueber will die Enquete der COMPUTERWOCHE naeheren Aufschluss geben. Die kommentierten Auswertungen der Studie ueber Bedeutung, Methoden und Stand des DV- Controllings durch die ECU werden wertvolle Anregungen liefern, um es unternehmensspezifisch noch nuetzlicher zu gestalten.

CW: Welche Gruende halten Unternehmensfuehrungen bislang von der Einfuehrung eines DV-Controllings ab?

Haschke: Zunaechst Unwissenheit ueber Funktionen und Nutzen eines DV-Controllings, vor allem ueber seine strategischen Gesichtspunkte. Weiterhin lassen sich manche Org./DV-Leiter nicht gern in die Karten schauen und wehren sich deshalb gegen jede Bewertung von aussen. In diesen Faellen ist Aufklaerung und Ueberzeugungsarbeit erforderlich. Schliesslich fehlen nicht selten qualifizierte Mitarbeiter(innen).

CW: Koennen Unternehmen, ohne Kosten und Nutzen der DV fundiert zu steuern und zu bewerten, in einem verschaerften Wettbewerb mithalten?

Haschke: Laengerfristig geraten sie gegenueber ihrer Konkurrenz ins Hintertreffen. Mein Rat: Die Kosten und Nutzen der DV unter die Lupe nehmen und dazu moeglichst bald ein leistungsstarkes DV- Controlling installieren.

Seine Aufgabe lautet: die Effizienz der Informationsverarbeitung ueberwachen.