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Kosten für IT-Projekt der britischen Gesundheitsbehörde explodieren

12.10.2004
Die Erneuerung der kompletten IT-Topologie beim britischen National Health Service (NHS) - das weltweit größte IT-Projekt - wird voraussichtlich drei bis fünf mal so viel kosten wie ursprünglich geplant.

Die Erneuerung der kompletten IT-Topologie beim britischen National Health Service (NHS) - das weltweit größte IT-Projekt - wird voraussichtlich drei bis fünf mal so viel kosten wie ursprünglich geplant. Wie die Gesundheitsbehörde bekannt gab, werden sich die Aufwendungen für die Jahre 2003 bis 2013 nun auf 15 bis 30 Milliarden Pfund belaufen (zirka 21,6 bis 43,6 Milliarden Euro) - in bisherigen Planungen wurden die Kosten auf insgesamt 6,2 Milliarden Pfund (neun Milliarden Euro) geschätzt.

Das Projekt sieht neben der Aktualisierung der lokalen IT-Infrastruktur und einem System für die elektronische Übermittlung von Arzneirezepten auch die Einführung einer elektronischen Patientendatenbank vor. Ziel ist es, die Gesundheits-/Krankheitsdaten von rund 50 Millionen Engländern in dieser Datenbank zu erfassen und diese Daten etwa 30.000 Ärzten zugänglich zu machen. Bis zum Jahr 2008 sollen über dieses System pro Jahr fünf Milliarden Transaktionen abgearbeitet werden können. Im Plan enthalten ist außerdem das elektronische Anmeldesystem "Choose and Book", das eine leichtere Auswahl eines geeigneten Arztes erlauben soll.

Im Juni hatte der Projektverantwortliche von NHS IT, Richard Granger, noch erklärt, dass das Beschaffungsprogramm im zeitlichen und finanziellen Rahmen liege. Dank härterer Verhandlungen mit Zulieferern seien der Behörde bereits Einsparungen von rund sechs Milliarden Pfund gelungen. Zwei Monate später hatte eine Prüfungskommission allerdings angekündigt, eine detaillierte Untersuchung der Projektkosten vorzunehmen. Die Ergebnisse werden im dritten Quartal 2005 erwartet. Parallel dazu warf ein Sachverständigenrat den Projektverantwortlichen vor, wie würden bei der Realisierung des Großvorhabens zu wenig koordiniert vorgehen und häufig den Sinn und die Effizienzgewinne von Teilprojekten nicht nachweisen (Computerwoche.de berichtete).

In ihrer Stellungnahme erklärte das Gesundheitsministerium nun, dass es sich von dem Projekt deutliche Einsparungen verspreche. Gleichzeitig wies die Behörde darauf hin, dass es in der IT-Industrie gang und gäbe sei, dass die Implementierungskosten den Wert der Hard- und Softwareanschaffungen um das Drei- bis Fünffache übersteigen. Ähnliches sei auch bei dem NHS-Projekt der Fall. (mb)