Microsoft gründet Antiviren-Fonds

Kopfgeld auf Virenschreiber

14.11.2003
MÜNCHEN (CW) - Mit Hilfe von Kopfgeldern will Microsoft den Autoren von Viren und Würmern das Handwerk legen: Wer Hinweise liefert, die zu ihrer Ergreifung führen, erhält eine Belohnung aus einem eigens dafür eingerichteten Fonds. Hacker geben sich unbeeindruckt.

"Anti-Virus Reward Program" nennt Microsoft die Initiative, für die fünf Millionen Dollar bereitstehen. Das Geld soll den Ermittlungsbehörden helfen, "diejenigen zu identifizieren und dem Gesetz zuzuführen, die widerrechtlich schädliche Würmer und andere Arten von bösartigem Code im Internet freisetzen". Geldprämien aus diesem Topf werden für Hinweise ausgeschüttet, die zur Ergreifung dieser Personen führen.

Die ersten Kopfgelder in Höhe von jeweils einer Viertelmillion Dollar soll es für die Enttarnung der Urheber der Internet-Würmer "MSBlast" und "Sobig" geben, kündigte der Hersteller in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der US-Bundespolizei FBI an. Wer sachdienliche Informationen besitzt, kann diese beispielsweise über das Internet Fraud Complaint Center (IFCC, erreichbar unter www.ifccfbi.gov (http://www.ifccfbi.gov/)) oder eine der nationalen Dienststellen von Interpol (www.interpol.int (http://www.interpol.int/)) melden.

Die Reaktionen auf Microsofts Vorstoß sind geteilt. Erwartungsgemäß begrüßten Ermittlungsbehörden wie FBI, Secret Service und Interpol die Initiative. Hilfe aus dem privaten Sektor sei unerlässlich für einen Fahndungserfolg, erklärte Peter Townsend, Deputy Assistant Director of Investigations beim Secret Service. Täter könnten nur geschnappt werden, wenn Industrie und Polizei zusammenarbeiteten.

Geldprämien alleine reichen nach Ansicht von FBI-Sprecher Paul Bresson jedoch nicht aus, um Hacker vom Virenschreiben abzuhalten: "Nur Gefängnisstrafen schrecken Kriminelle ab." Eine Belohnung sei jedoch ein Schritt, der es den Strafverfolgungsbehörden leichter mache, die Täter zu überführen.

Sicherheitsexperten wie Chris Wysopal von @Stake hingegen zeigten sich skeptisch. Es sei das erste Mal, dass ein Unternehmen Methoden der traditionellen Verbrechensaufklärung einsetze, um Virenschreiber zu ermitteln. Er glaube nicht, dass die Methode zum Erfolg führe.

In einem Interview via E-Mail zeigte sich ein tschechisches Mitglied von "29A", einer Gruppe von Virenschreibern, unbeeindruckt: "Die neue Initiative von Microsoft ändert überhaupt nichts. Wer Viren programmiert und verbreitet, weiß sehr wohl, dass das, was er tut, illegal ist." Er sieht das Kopfgeldprogramm als Versuch Microsofts, von seinen fehlerhaften Produkten abzulenken. (ave)