Nach Sun-Übernahme

Konzernumbau belastet Oracle unterm Strich

26.03.2010
Der erfolgsverwöhnte Software-Konzern Oracle hat einen kleinen Dämpfer erlitten.
Oracle-Chef Larry Ellison zieht gern ordentlich gegen die SAP vom Leder.
Oracle-Chef Larry Ellison zieht gern ordentlich gegen die SAP vom Leder.
Foto: Oracle

Im dritten Geschäftsquartal (Ende Februar) zog der Umsatz zwar durch die Übernahme des Computer-Urgesteins Sun Microsystems kräftig um 17 Prozent auf 6,4 Milliarden US-Dollar an. Doch höhere Ausgaben fürs Marketing, die Produktentwicklung und vor allem für den Umbau des Unternehmens machten den Erfolg zunichte. Am Ende schrumpfte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf unterm Strich 1,2 Milliarden Dollar.

Das hinderte Konzernchef Lawrence "Larry" Ellison am Donnerstag aber nicht daran, eine seiner berühmten Sticheleien gegen den deutschen Erzrivalen SAP loszulassen: Oracle nehme SAP jedes Quartal Marktanteile ab. Und während bei Oracle der Umsatz zunehme, sinke er bei SAP, sagte Ellison. "Aber SAP ist uns dieses Jahr bei der Zahl der Konzernchefs weit voraus." Im Februar war Léo Apotheker nach vergleichsweise kurzer Amtszeit als SAP-Vorstandschef zurückgetreten, die Walldorfer installierten daraufhin wieder eine Doppelspitze.

Aktie gibt nach

Die Börsianer gaben sich eher humorlos: Der Kurs der Oracle-Aktie sank nachbörslich um ein knappes Prozent. Ein Experte nannte die Zahlen "okay". Nach dem überraschend guten Abschneiden vieler anderer Technologiekonzerne um die Jahreswende hatten sich einige Anleger etwas mehr erhofft. Oracle gilt eigentlich als "Gewinnmaschine". Selbst in der Wirtschaftskrise hatte es Konzernchef Ellison verstanden, das Unternehmen auf Kurs zu halten.

Ellison hatte Oracle mit milliardenschweren Zukäufen zum zweitgrößten Anbieter von Software ausgebaut, mit der Unternehmen ihre Geschäfte steuern und überwachen (Enterprise Resource Planning, kurz ERP). Dazu gehört etwa die Buchhaltung oder die Verwaltung von Kundendaten. Zuletzt schluckte Oracle für 7,4 Milliarden Dollar den Computerhersteller Sun und stieß damit auch ins Hardwaregeschäft vor. Im vierten Quartal, wenn Sun zum ersten Mal voll in die Konzernzahlen einfließt, soll der Umsatz um 35 bis 40 Prozent hochspringen.

Komplettsysteme als Ziel

Ellisons Ziel ist es, abgestimmte Komplettsysteme anbieten zu können. "Die Eingliederung von Sun verläuft besser als erwartet", sagte Oracle-President Safra Catz. Über die leistungsstarken Rechner von Sun läuft unter anderem ein guter Teil des weltweiten Internet-Datenverkehrs. Firmen setzen die Computer für ihre Datenverwaltung ein. Oracle hatte mit Sun auch deren Datenbanklösung MySQL und die Entwicklungsplattform Java übernommen.

Allerdings wäre Oracle selbst ohne Sun im dritten Quartal gewachsen, wenn auch nur etwa halb so stark. Alleine das wichtige Neugeschäft mit Software-Lizenzen legte um 13 Prozent zu. Im laufenden Quartal wird es Oracle nach eigener Aussage aber schwer fallen, diesen Boom zu wiederholen. Je mehr Unternehmen die Programme von Oracle verwenden, desto größer ist auch die Zahl derer, die künftig Updates oder andere Services in Anspruch nehmen.

Ellison will über kurz oder lang SAP überholen. Die Unternehmen liegen seit Urzeiten im Clinch und sehen sich seit Jahren regelmäßig vor Gericht. Ellison lässt kaum eine Gelegenheit aus, gegen die Deutschen zu poltern. So wirft er ihnen unter anderem Spionage und Patentklau vor. Auch im Hardware-Geschäft hat sich Ellison große Ziele gesetzt: "Wir können IBM bei den Hochleistungs-Servern herausfordern." (dpa/tc)