Konzern wird in zoelf Divisionen unterteilt Bull-Chef Descarpentries legt Plan zur Restrukturierung vor Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

03.12.1993

PARIS - Die zur Privatisierung anstehende Groupe Bull SA soll straffer organisiert werden, um bereits Ende 1994 in die Gewinnzone zurueckkehren zu koennen. Kernpunkte des Restrukturierungsplans, den der frischgebackene Konzernchef Jean- Marie Descarpentries in der vergangenen Woche vorlegte, sind die Einrichtung eines elfkoepfigen "Executive Boards" und die Unterteilung des Konzerns in zwoelf Divisionen.

Das Executive Board soll, so der Plan, vom "Operating Council" beraten werden, dem 100 Fuehrungskraefte aus allen Zweigen der Gruppe weltweit angehoeren werden. Zur "besseren Ortung von Entwicklungschancen" wird die Gruppe ausserdem kuenftig in zwoelf operationelle Einheiten (Divisions) gegliedert, fuehrte Descarpentries weiter aus. Vier davon sind fuer die verschiedenen Produktsparten zustaendig, vier weiterere uebernehmen Vertrieb und Marketing, drei agieren im Dienstleistungsbereich und eine wird fuer den allgemeinen industriellen Support verantwortlich zeichnen. Naheliegend angesichts der Tatsache, dass Descarpentries selber aus dem Transportgeschaeft kommt, war zudem seine Idee, den umfangreichen Logistikbetrieb von Bull demnaechst den Kunden des Hauses als Serviceleistung anzubieten - auch dies in Form eines rechtlich selbstaendigen Unternehmens.

Der franzoesische DV-Hersteller soll sich nach dem Willen seines Chefs ausserdem eine eigene Finanzdienstleistungs-Gesellschaft zulegen. Laut Konzernleitung besteht die Aufgabe dieses Unternehmens in der Miet- und Verkaufsfoerderung sowie in der Beratung von Kunden bei der Aufnahme von Bankkrediten. Mitglieder des zentralen Betriebsrates vermuten allerdings, dass die neue Koerperschaft womoeglich auch am Pariser Options-, Termin- und Devisenmarkt "fleissig mitspekulieren" soll. Enger als der Rock solchen Argwohns sitzt den Arbeitnehmervertretern bei Bull jedoch das Hemd des Sozialplans fuer 1993/94.

Von dem auf 2500 Stellen festgelegten Abbau konnten inzwischen bereits knapp 1000 Posten durch mehr oder minder freiwilligen Rueckzug von Mitarbeitern gestrichen werden. Fuer 1994 wird nun angeblich mit 800 Abgaengen durch die normale Fluktuation gerechnet, ferner sollen 500 Mitarbeiter fruehpensioniert werden und mindestens 200 weitere freiwillig aussteigen. Bei Redaktionsschluss hatte der Betriebsrat den Sozialplan allerdings immer noch nicht unterschrieben.

Die Belegschaftsvertreter machen zur Bedingung, dass vorher alle "beschaeftigungsneutralen" Moeglichkeiten zur Kostendaempfung ausgeschoepft werden. Ausserdem fordern sie fuer den Stellenabbau die Festlegung eines "definitiven Zeitrahmens". Dabei ist den Bull- Werkern freilich nur allzu bewusst, dass sich gerade diese Forderung nur schwer durchsetzen lassen wird.

Schon in der Vorwoche erklaerte Descarpentries erstmals, sein Ziel sei "ein ausgeglichenes Ergebnis nach Steuern" bis Ende 1994. Der bevorstehende Kapitalschnitt im Verhaeltnis von zehn zu eins und die daran anschliessende Wiederaufstockung der Gesellschaftsmittel um neun bis elf Milliarden Franc reichten zur Gewaehrleistung von zwei Dritteln der Sanierung - insbesondere zur Tilgung der derzeitigen Gesamtverschuldung des Konzerns von knapp zehn Milliarden Franc. Der Rest muesse durch kostenwirksame Massnahmen und Vermoegensverkaeufe erzielt werden.