SCHOLZ REPORT

Konzeption der Datensicherung

26.09.1975

Innerhalb eines aufzubauenden Sicherungsprinzips für das Rechenzentrum nimmt die Datensicherung einen großen Teil für sich in Anspruch. Der ganze Komplex kann in drei wesentliche Teile gegliedert werden:

1. Was ist zu sichern?

2. Wie oft ist zu sichern?

3. Wie lange sollen die gesicherten Informationen aufbewahrt werden?

Bei der Frage nach den zu sichernden Informationen sollte man zwischen Betriebssystem und dessen Komponenten und dem Anwendungs-Dateien unterscheiden.

Library, Relocatable Library und Source Statement Library einen regelmäßigen Sicherungsprozeß zu unterziehen. Das Betriebssystem wird Jedoch im allgemeinen durch eine Vielzahl von Privat- oder Systembibliotheken ergänzt, je nachdem welches Betriebssystem verwendet wird und wie ausgefeilt die Systemtechnik in dem entsprechenden Unternehmen ist. Hier wären etwa eine Prozedure Library, eine Tape Library, ein Datenbanksystem mit seinen Komponenten, sowie alle wichtigen Komponenten des TP-Systems zu nennen. Herkömmlicherweise erfolgt eine Sicherung dadurch, daß die auf Platten gespeicherten Daten auf ein oder mehrere Bänder abgezogen werden. Dies kann entweder für ganze Stapel oder für einzelne Dateien erfolgen, je nachdem wie die Systemorganisation beschaffen ist.

Für derartige Sicherungsarbeiten gibt es am Software-Markt leistungsfähige Utilities zu kaufen, die sich auch dann lohnen, wenn entsprechende Programme des Herstellers scheinbar zur Verfügung stehen. So kann etwa ein fremdes DUMP/ Restore-Programm auch für größe Datenbankanwender 10 bis 20 Minuten auf ein Band abzuziehen. Die Strukturen des Datenbanksystems sind dabei uninteressant da die gesamte Platte mit ihrem Inhalt kopiert wird.

2. Sicherung der Anwendungs-Dateien

Innerhalb des Komplexes der Anwendungen ist zunächst die Gesamtheit aller Stamm-Dateien zu betrachten. Eine generationsweise Sicherung gehört hier zu den Selbstverständlichkeiten. Weniger gebräuchlich ist eine konsequente Sicherung von Eingabedaten täglich werden in das EDV-System Daten über Lochkarten, Erfassungsbänder, TP-Systeme oder andere Datenträger eingesteuert. Es ist denkbar, alle in das System eingehenden Primärdaten zusätzlich zu sichern, um so über eine entsprechende Wiederanlaufmöglichkeit zu besitzen. Eine derartige Konzeption empfiehlt sich tageweise. Bei Datenbank- oder TP-Systemen mit Update ist eine derartige Vorgehensweise ohnehin zwingend vorgeschrieben. Das Prinzip läßt sich ohne große Mühen auch auf ein Batch-System übertragen. Sofern bei einem Datensammelsystem oder bei Schlüsselbank verfügt, sollte man diese regelmäßig sichern. Ebenfalls kann es empfehlenswert sein, Bewegungsbänder zu sichern, um einen entsprechenden Rekonstruktionsaufwand zu vermeiden. Mitunter lohnt es sich, Druckbänder einige Tage aufzuheben, um Nachdrucke bei Verlust oder Zerstörung der Listen zu vermeiden.

Wie oft ist zu sichern?

Bei den Systemdaten sollte man am besten das tägliche Sicherungsprizip einführen. Nach kurzer Zeit wird man feststellen, daß sich diese Mühen lohnen. Bei einem größeren Sicherungsintervall werden in den meisten Fällen die Probleme der Sicherung der Bewegungen - besonders bei den System-Katalogen - zu groß. Bei Anwendungs-Dateien richtet sich das Sicherungsintervall generell nach dem Verarbeitungsrhythmus, so daß hier kein nennenswertes Problem auftritt. Mitunter kann es sich als sehr lohnend erweisen, ganze Plattenstapel mit vielen kleinen Dateien zusätzlich zu der normalen Anwendungssicherung auf ein Band zu sichern, um etwa bei einem Plattenfehler eine schnelle Rekonstruktion [...]

Wenn etwa bei einem täglichen Anwendungssystem eine Schutzfrist von 90 Tagen vorgeschrieben ist, dann sammeln sich in 3 Monaten zirka 60 Sicherungsbänder an, wenn der Bestand eine Rolle umfaßt.

Angesichts der Vielzahl von Bändern resignieren viele EDV-Leiter und reduzieren die Schutzfristen, anstatt daß sie entsprechende Bänder kaufen. Sicherlich ist es nicht schön, permanent 60 Bänder im Archiv zu haben, man muß jedoch die Frage des Risikos genau gegen die entsprechenden Investitionen aufrechnen. Wer einmal erlebt hat, welche Aufwendungen die Rekonstruktion einer Stamm-Datei über ein großes Unternehmen mit sich bringt, indem über den ganzen Konzern Erfassungsaktionen durchgeführt werden müssen, wird schnell die 2000 Mark für 60 Bänder ausgeben. Die Größenordnungen von Datei-Rekonstruktionen können leicht mehrere hunderttausend Mark erreichen. Die Frage der Schutzfristen muß sehr genau überprüft werden. Das Risiko sollte mit den Fachbereichen abgestimmt werden. Mitunter sollte man jedoch auch den Mut haben den Fachbereich [...]