Kolumne

"Konzepte gegen die Erstarrung"

08.10.2004
Christoph Witte Chefredakteur CW

Im Grunde sind die Bezeichnungen austauschbar. Gartner nennt es "Realtime Enterprise", Forrester Research bevorzugt "Organic IT", und jetzt hat IDC mit "Dynamic IT" ebenfalls einen Namen für das Konzept einer klar strukturierten, flexiblen, an den Business-Anforderungen und -Prozessen ausgerichteten IT gefunden (siehe Seite 26). Vielleicht ist es die Gnade der späten Definition, dass die von IDC am ehesten einleuchtet und ihre Elemente am deutlichsten benennt. Analyst Frank Gens, der Dynamic IT auf dem IDC-Forum in Paris erklärte, konzentrierte sich anders als seine Kollegen von Forrester und Gartner vor allem auf die nötigen Veränderungen innerhalb der IT, die zu einer flexibleren Informationsverar-beitung in den Unternehmen führen. Er habe sich vor allem von zwei Determinanten leiten lassen, sagte Gens: von den Betriebskosten und von der Zeit, die aufzuwenden ist, um die gewünschten Resultate zu erzielen (time to results). Heute seien die Betriebskosten eindeutig zu hoch, und die Projekte dauerten zu lang. Das Konzept von der Dynamic IT soll beides reduzieren. Erreichen lässt sich das dem IDC-Analysten zufolge, wenn die IT ein flexibles Sourcing-Modell verfolgt, Virtualisierungskonzepte berücksichtigt und vor allem die IT Business-orientiert gestaltet. Das sagt sich einfach, ist aber besonders dann enorm schwierig umzusetzen, wenn eine historisch gewachsene DV-Landschaft vorhanden ist, an der wie an einer mittelalterlichen Kathedrale ewig weitergebaut wird. Mit einem Unterschied allerdings: Meistens basiert die IT nicht auf dem Masterplan eines genialischen Baumeisters. Die Unternehmens-DV wird von vielen Verantwortlichen geplant, umgesetzt und in Frage gestellt.

Nun verlangt Gens nicht, Tabula rasa zu machen und die gesamte bisherige IT-Landschaft zu planieren. Ihm geht es darum, dass die IT-Verantwortlichen eine Zielarchitektur definieren, die bei Neuanschaffungen, Entwicklungen und Projekten als interne Leitlinie dienen kann. Dabei gibt er den IT-Executives den guten Rat, diese Themen nicht mit den Business-Managern zu diskutieren. Die seien zufrieden, wenn ihre Prozesse schnell und möglichst preiswert unterstützt würden. Der ganze große Rest ist Sache der IT. Keine kleine Aufgabe, aber wer hat gesagt, dass es leicht ist, eine Kathedrale zu bauen?