OECD: Arbeitsmarkt muß sich neuen Technologien anpassen

Kontroverse über Rolle des Staates

24.02.1984

PARIS (VWD) - Die Bechäftigungspolitik und der Arbeitsmarkt in den westlichen Industriestaaten müssen sich der zunehmenden Einführung neuer Technologien anpassen. Das ist die wesentliche Erkenntnis einer dreitägigen Konferenz der 24 Mitgliedsländer in der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) in Paris.

Bei dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch auf Ministerebene traten unterschiedliche Auffassungen über die Rolle des Staates bei der sozialen Bewältigung des technischen Fortschritts deutlich hervor, der nach übereinstimmender Auffassung langfristig mehr Arbeitsplätze "Fressen" als schaffen wird. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen standen dabei die Vereinigten Staaten und Großbritannien Ländern wie Schweden, Frankreich oder Belgien gegenüber. Die US-Delegation verteidigte ihre Auffassung von einer rein marktwirtschaftlichen Lösung des beschäftigungspolitischen Stukturwandels, in den der Staat höchstens indirekt eingreifen sollte.

Schweden meinte dagegen, ohne eine lenkende Rolle des Staates zur Vorbeugung und Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen könnte der Übergang zu neuen Technologien nur unbefriedigend bewältigt werden. Die Bundesrepublik nahm nach Aussage deutscher Teilnehmerkreise eine Mittelposition zwischen beiden Extremen ein .

Um in dem technologischen Strukturwandel bestehen zu können, sei für die Arbeitnehmer eine bessere Ausbildung unabdingbare Voraussetzung. Daneben kann größere Flexibilität bei der Arbeitszeit und der Lohnzuwächse wertvolle Hilfe für den Übergang leisten. Unterschiedlich wurde die Frage beurteilt, ob die Verkürzung der Wochen- oder der Lebensarbeitszeit das günstigere beschäftigungspolitische Mittel sind.