Hersteller differenzieren sich über Dienstleistungen

Kontrolle der Server-Kosten beginnt bei den Services

28.08.1998

Für die klassischen PC-Anbieter gehören Intel-basierte Server unter Windows NT zu den Cash-cows im Produktportfolio. Dies gilt insbesondere für Mehrprozessor-Rechner, die mit Intels Standard-High-Volume- (SHV-)Boards ausgerüstet sind und künftig auch unternehmenskritische Anwendungen fahren sollen. Nach Berechnungen von Kurt King, einem Analysten bei Montgomery Se- curities, finanzieren IT-Konzerne wie Compaq oder HP mit Bruttogewinnspannen von bis zu 45 Prozent aus dem PC-Server-Geschäft den Verdrängungswettbewerb im Desktop-Segment, das mittlerweile nur noch magere zehn Prozent Gewinn abwerfe (siehe CW 6/98, Seite 37).

Doch damit könnte es bald vorbei sein, prognostiziert die Meta Group. Die Entkoppelung der Softwarebeschaffung von der darunterliegenden Hardware und die zunehmende Standardisierung bei SHV-Servern erschwere es den Herstellern, für ihre Produkte Preise zu verlangen, die über dem Marktwert liegen. Die Gates-Company mit Windows NT Server einerseits sowie Intel mit der hardwarebezogenen Definition der Rechner (SHV-Boards, Chipsätze, Prozessoren) andererseits beschneiden die Möglichkeiten der Hardware-Anbieter, sich über Leistungswerte von Wettbewerbern abzuheben.

Den Unternehmen bleibt vor diesem Hintergrund wenig anderes übrig, als sich verstärkt dem Dienstleistungsgeschäft zuzuwenden. IBMs Konzentration auf seine Global-Services-Sparte und Compaqs Akquisitionen von Tandem und Digital liefern hierfür Beispiele. Selbst der Direktvertreiber Dell, der seine erfolgreichen "Poweredge"-Server bis dato aggressiv über den Preis vermarktete, versucht sich mit Service-Angeboten zu profilieren. Berücksichtige man, daß die reinen Komponentenkosten von SHV-Servern ab dem Jahr 2000 weniger als 25 Prozent der gesamten Betriebskosten einer Anwendung ausmachen werden, sei eine Konzentration auf Services zunächst durchaus positiv zu werten, bemerkt die Meta Group.

Martin Schiller, Leiter Systemtechnik beim Maschinenbaukonzern Voith in Heidenheim, kann diese Argumentation nachvollziehen. "Ich erwarte im Client-Server-Umfeld das, was heute im Mainframe-Bereich schon Standard ist." Dazu gehöre etwa, daß sich Rechner per Fernzugriff beim Hersteller melden, wenn ein Problem auftritt.

Für derartige Features, verbunden mit entsprechenden Wartungskonzepten, wäre er durchaus bereit, Geld auszugeben. Derzeit spielten solche Funktionen allerdings noch keine Rolle bei der Auswahl eines Server-Anbieters. Schiller: "Momentan sind die Rechner doch alle gleich."

Die Marktforscher der Giga Information Group verweisen demgegenüber darauf, daß es sich durchaus lohne, Serviceleistungen genau zu vergleichen. Insbesondere bei den Garantieleistungen liegen die Unterschiede oft im Kleingedruckten. So gelten die standardmäßigen Supportleistungen vieler Hersteller beispielsweise nicht an Feiertagen. Auch die Reaktionszeiten unterscheiden sich. Während die meisten Anbieter erst am zweiten Werktag nach Eintritt eines Schadens beim Kunden auftauchen, bietet beispielsweise IBMs "Netfinity"-Server-Gruppe schon am nächsten Arbeitstag Hilfestellung vor Ort.

Upgrades erhöhen die Servicekosten

Richtig teuer können Garantieleistungen werden, wenn ein vorhandenes Server-System durch Hardwarekomponenten wie CPUs, Haupt- oder Massenspeicher ausgebaut wird. Die Hersteller berechnen in diesen Fällen zusätzliche Gebühren für die Ausweitung der Garantie. Auch hier schneidet die IBM mit ihren Netfinity-PC-Servern nach Untersuchungen der Giga Information Group gut ab. Die Marktforscher berechnen in unterschiedlichen Upgrade-Szenarien Einsparmöglichkeiten zwischen 15 000 und 20 000 Dollar im Vergleich zu Servern anderer Hersteller. 70 Prozent der zusätzlichen Garantiekosten bei System-Upgrades entfielen auf Speicher- oder Festplattenaufrüstungen.

Die Support- und Servicequalität der Hersteller ist zudem regional sehr unterschiedlich ausgeprägt, beobachtet die Meta Group. Einzig die IBM sei gegenwärtig in der Lage, Dienstleistungen unabhängig von der jeweiligen Region auf gleichem Niveau anzubieten.

Um die Kosten kontrollierbar zu halten, empfehlen die Meta-Group-Auguren, Serviceleistungen in drei Kategorien aufzuteilen:

-Konfigurations- und Beschaffungsdienstleistungen

Darunter versteht die Meta Group alle Leistungen, die mit dem eigentlichen Erwerb von Servern zusammenhängen, also etwa Built-to-order-Angebote oder die Vorinstallation von Software.

-Support- und Reparaturdienstleistungen

In diese Kategorie fallen alle Leistungen aus dem Bereich der Anwenderunterstützung oder der Einsatz von Servicepersonal des Herstellers beim Anwender.

-Professionelle Dienstleistungen

Dazu zählen Leistungen für die Implementierung größerer Anwendungen, beispielsweise SAP-Einführungen, Einrichtung von Data-Warehouses/Data-Marts oder Exchange-Umgebungen.

Eine solche Segmentierung ist den Marktforschern zufolge notwendig, um die gesamten Betriebskosten einer Anwendung besser in den Griff zu bekommen. Die über den Lebenszyklus hinweg anfallenden Server-Kosten würden künftig in stärkerem Maße von Beschaffungs- und Supportdienstleistungen beeinflußt als vom Kaufpreis. Diese hardwarenahen Services könnten die Hersteller selbst am effizientesten erbringen. Professionelle Dienstleistungen dagegen sind meist applikationsgetrieben (beispielsweise SAP, Peoplesoft) oder auf bestimmte Datenbanken oder Betriebssysteme ausgerichtet. Methoden und technische Fähigkeiten spezialisierter Service-Organisationen sind grundsätzlich auf alle Hardwareplattformen anwendbar. Anwender sollten deshalb die Auswahl eines professionellen Dienstleisters von der Entscheidung für einen Hardwarelieferanten abkoppeln.