Kontakte knüpfen für die eigene Karriere

10.01.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet auch Regina Mehler, Marketing-Chefin von Chordiant Software. Seit der Softwareanbieter für Customer-Relationship-Management (CRM) vor zweieinhalb Jahren seine deutsche Niederlassung eröffnete, lädt Mehler alle acht Wochen zu Networking-Veranstaltungen mit maximal 50 Teilnehmern ein: Führungskräfte aus Marketing, Vertrieb und IT treffen bei Business Brunch oder After Work Party auf Berater, Systemintegratoren, Journalisten, CRM-Spezialisten und Analysten. Fachvorträge ergänzen sich mit Erfahrungsaustausch und offener Diskussion, eingebettet in ein angenehmes Ambiente.

Für das Unternehmen sind diese Veranstaltungen nicht nur eine Imagesache, sondern auch die Chance, neue Partner und Projekte zu gewinnen. Auch für die eigenen Mitarbeiter sieht Mehler Vorteile: „Sie bleiben am Puls der Branche, können Fachgespräche mit offenem Kragen führen und eigene Ideen zwanglos diskutieren.“ Ein Mitarbeiter knüpfte auch den ersten Kontakt zu seinem späteren Arbeitgeber bei einem solchen Event. Umgekehrt konnte Chordiant die Stelle des technischen Architekten mit einem Teilnehmer der Veranstaltungen besetzen. Mehler ist sich bewusst, dass die Pflege des Netzwerkes viel Zeit kostet: „Erfolgreiche Kommunikation setzt regelmäßige Veranstaltungen voraus.“

Auch Scheddin rät dazu, sich immer wieder in Erinnerung zu bringen, um dann auf jemand mit gutem Gewissen zuzugehen, wenn man ihn braucht. „Systematisches Networking heißt, dem Knüpfen und der Pflege von Kontakten Priorität beizumessen. Erfolg findet zu 60 Prozent über Kontakte und Selbst-PR-Plattformen statt. Es reicht nicht aus, dass ich gut bin, aber es keiner weiß. Je mehr ich mich selbst verkaufe oder positioniere, desto besser“, sagt Scheddin. Viele Männer gingen diesbezüglich sehr strukturiert vor und nähmen sich zwei Abende pro Woche für Networking Zeit. „Sie verbuchen das als Arbeitszeit und haben kein schlechtes Gewissen, mal an der Bar zu versacken. Dort sind erst die wichtigen informellen Gespräche möglich“, so Scheddin. „Ein Netzwerk muss bestehen, bevor ich es brauche. Viele wollen sofort Geschäfte machen. Das funktioniert nicht.“



Netzwerkexpertin Monika Scheddin, Initiatorin des Woman’s Business Club, erklärt die ungeschriebenen Regeln von Netzwerken:
•Man muss ein Nein akzeptieren können, wenn man jemanden um einen Gefallen bittet, und darf nicht beleidigt sein. Sonst ist die Beziehung tot.
•Wer in Netzwerken immer nur schnuppert, konsumiert und sich nicht aktiv einbringt, kommt nicht weiter.
•Beziehungen dürfen nicht ausgenutzt werden: Nicht zu schnell und nicht zu oft auf die Kontakte zurückgreifen. Zudem gilt es, achtsam zu sein. Wer einen vermittelten Kontakt schlecht behandelt, hat nicht nur diesen neuen Ansprechpartner verprellt, sondern auch den Vermittler.
•Man darf auf keinen Fall Adressen- oder Mitgliedslisten weitergeben. Das kommt spätestens dann raus, wenn der Betroffene Anrufe von Direktversicherern bekommt.
•Man sollte sich immer Zeit nehmen, sich mit Worten, einem Blumenstrauß, einem Buch oder einem Gutschein zu bedanken, wenn ein Netzwerkkollege einem geholfen hat. Fast 80 Prozent der Leute schaffen es nicht, sich zu bedanken.
•Oft treffen sich immer wieder die gleichen Gruppen und reden immer wieder über das gleiche Thema. Stattdessen sollte aber im Netzwerk zirkulieren, schnelle, kurze Kontakte knüpfen und nach dem Event die Kontakte, die man sich vorgenommen hat, auch intensivieren.