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Vendorsucks.com

Konsumenten setzen auf Protest-Domains

08.09.2008
Von pte pte
Unzufriedene Kunden tummeln sich häufig auf Webseiten, mit denen der Ruf eines Anbieters ruiniert werden soll. Unternehmen können sich dagegen wehren.

Das Internet ist ein wahres Mekka für unzufriedene Konsumenten, die ihrem Unmut über bestimmte Unternehmen Luft machen wollen. So existieren mittlerweile bereits hunderte von Rufschädigungsseiten wie ihatestarbucks.com oder boycottwalmart.org, die mit den Originalkonzernen in keinerlei offiziellem Zusammenhang stehen, sondern lediglich ihren Namen mit einem negativen Anhängsel versehen. Solche Webadressen dienen häufig als Protestplattformen, die unterschiedliche Probleme und Beschwerden der Nutzer wiedergeben.

Wie eine aktuelle Untersuchung des US-Domain-Verwalters FairWinds Partners zeigt, werden sich die Unternehmen erst langsam darüber bewusst, welchen Imageschaden solche Webseiten in der Öffentlichkeit anrichten können. Die Strategien, wie mit diesem Problem umgegangen wird, seien sehr unterschiedlich. Der Dienstleister Xerox etwa vertrete einen besonders aggressiven Ansatz und habe bereits 20 Domains registrieren lassen, um sich rechtzeitig vor einer ungewollten Rufschädigung zu schützen. Der Computerhersteller Dell hingegen verzichte in diesem Zusammenhang gänzlich auf Domainsicherung.

"Rufschädigende Webdomains und -seiten werden für die Unternehmen zunehmend zu einem Problem", erklärt Josh Bourne, Managing Director bei FairWinds Partners, gegenüber dem "Wall Street Journal". "Während es den Firmen nicht möglich ist, negative YouTube-Videos oder kritische Twitter-Postings aus dem Web zu löschen, haben sie im Domain-Bereich mehr Möglichkeiten, gegen Diffamierungen vorzugehen", ergänzt Bourne. Das hieße aber nicht, dass sie gleich jede ähnlich klingende negativ besetzte Webadresse aufkaufen müssten. "Unternehmen sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, sich nur jene Domains zu sichern, die den meisten Internet-Traffic verzeichnen", rät Bourne. Hätten sie dies erstmal erreicht, sollten sie die Seiten vor allem dazu nutzen, das Feedback ihrer Kunden einzuholen, um spätere wütende Racheakte zu verhindern.

"Webseiten mit rufschädigenden Inhalten oder diffamierende Domains sind ein globales Problem", stellt Frank Melliwa von der Domain-Registrierungsstelle im Gespräch mit pressetext fest. Konsumenten hätten über das Internet einen wirksamen Weg gefunden, ihren Protest anzumelden. "Das Ausmaß dieses Phänomens ist nur sehr schwer abzuschätzen", betont Melliwa. Für Unternehmen sei es in der Regel eher schwierig, gegen solche schädlichen Internetadressen vorzugehen. "Das erklärt sich dadurch, dass Webdomains heute weltweit registriert werden können. Da jedes Land aber seine eigenen Gesetze hat, gibt es keinen einheitlichen rechtlichen Rahmen, nach dem in derartigen Fällen vorgegangen werden kann", erläutert Melliwa. Was so mancherorts vielleicht gesetzeswidrig sei, werde anderswo gar nicht erst verfolgt. "Wir setzen ein eigenes Filtersystem in unserer Datenbank ein, das solche Domains, die offensichtlich die Rechte Dritter verletzen, ausweist", so Melliwa.

Wie die FairWinds-Studie bestätigt, wird für die meisten Diffamierungs-Domains einfach ein negativer Ausdruck an den Namen eines Unternehmens angehängt. So finden sich demnach derzeit an die 20.000 Domains mit der Endung "sucks.com" und 2.000 Seiten mit "stinks.com" im Internet. Rund 35 Prozent der analysierten Firmen hätten sich entsprechende "sucks"-Domains bereits vorsichtshalber gesichert. Weitere 45 Prozent dieser potenziell Image-schädigenden Adressen seien allerdings noch frei zur Registrierung. (pte)