IBM, SAP und Microsoft bislang nicht mit von der Partie

Konsortium für Grid Computing gegründet

07.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Unter Federführung von Oracle haben sich 19 IT-Hersteller zur "Enterprise Grid Alliance" (EGA) zusammengeschlossen, um den Anwendern das Grid Computing innerhalb des Rechenzentrums schmackhaft zu machen.

"Grid Computing ist zwar im universitären Forschungsbereich etabliert, muss sich aber im Unternehmensumfeld erst noch durchsetzen", erklärte Donald Deutsch, erster President der EGA und Oracles Vice President Standards Strategy and Architecture. Das Konsortium beschäftigt sich ausschließlich mit Grid im Rechenzentrum und bezieht Datenbanken, Server, Speicher und andere Ressourcen ein. Unternehmen sollen in die Lage versetzt werden, die Komponenten dynamisch je nach Bedarf der vorhandenen Anwednungslandschaft zuzuordnen. Dazu will man Lösungen für zwei Klassen erarbeiten: Grids für Unternehmensanwendungen und für technische Applikationen.

Einige der großen Hardwarehersteller propagieren den Grid-Gedanken schon seit längerem anhand der eigenen Produktpalette und werben mit Spareffekten aufgrund einer besseren Auslastung der Geräte. Von Ausnahmen abgesehen, konnten sich die Anwender bisher allerdings nicht für die Idee erwärmen, weil die Geräte unterschiedlicher Hersteller nicht interoperabel waren.

Das soll sich mit den Bemühungen der EGA jetzt ändern. Das Konsortium will in puncto Standards auf die Spezifikationen bestehender Grid-Vereinigungen - etwa des Global Grid Forums - zurückgreifen, sofern sie passen. Das EGA-Konsortium hat fünf Arbeitsgruppen eingerichtet, die ein Referenzmodell erstellen sowie Lösungen für Komponenten- und Daten-Provisionierung, die nutzungsgerechte Abrechnung und Grid-Sicherheit erarbeiten sollen. Zudem ist geplant, Mechanismen zu finden, mit denen sich die Interoperabilität testen lässt, sowie Best Practices zu veröffentlichen. EGA-President Deutsch hofft, in sechs Monaten mit ersten Ergebnissen der Arbeitsgruppen aufwarten zu können.

Analysten beurteilen die Initiative unterschiedlich. Einige begrüßen es, dass sich die Industrie zu einheitlichen Schnittstellen und Interoperabilität verpflichtet hat. Andere wie Jonathan Eunice vom Marktforschungsunternehmen Illuminata bezweifeln, dass eine neue Grid-Organisation notwendig ist: "Es ist nicht ganz klar, was die EGA tun wird. Die grundlegenden Protokolle, Standards und Referenz-Implementierungen entwickeln sich innerhalb des Global Grid Forums und der Grid Alliance außerordentlich gut." Er fürchtet, dass die EGA nur als Marketing-Instrument eingesetzt wird. Beispielsweise hat Oracle seinen Kunden in Ausssicht gestellt, dass mit den hauseigenen Produkten der "10g"-Familie "die besten Resultate erzielt werden könnten".

Eine solche werbliche Orientierung erwarten wohl auch IBM, Microsoft und SAP, die sich bisher nicht zu einer Mitgliedschaft in der Enterprise Grid Alliance durchringen konnten. Außerdem fehlen die Grid-Spezialisten Platform Computing, Avaki und Verari, und das ist, so Eunice, "verdächtig". (kk)

EGA-Mitglieder

Im Board der EGA vertreten:

Oracle, EMC, Fujitsu-Siemens, Hewlett-Packard, Intel, NEC, Network Appliance und Sun. Andere Mitglieder sind AMD, Ascential Software, Cassatt, Citrix, Data Synapse, Enigmatec, Force 10 Networks, Novell, Optena, Paremus und Topspin Communications.

Kosten für die Mitgliedschaft:

"Sponsoren" zahlen 50000 Dollar und erhalten einen Sitz im Board der EGA. "Assoziierte" Mitglieder zahlen nur 5000 Dollar und dürfen zwar an den Arbeitsgruppen teilnehmen, aber nicht abstimmen.