Boom flaut ab

Konsolidierung auf dem DSL-Markt stockt

19.11.2008
Die Konsolidierung auf dem deutschen DSL-Markt lässt weiter auf sich warten. Die vor einem halben Jahr zum Verkauf gestellte DSL-Sparte der Freenet AG entpuppt sich als Ladenhüter.

Jetzt hat sich auch der Konkurrent und Großaktionär United Internet aus dem Bieterprozess zurückgezogen. Und auch um die Telecom-Italia-Tochter Hansenet/Alice, um die sich ebenfalls Verkaufsspekulationen rankten, ist es ruhig geworden. Die italienische Mutter betonte zuletzt, die deutsche Tochter stehe nicht zum Verkauf. Doch der Druck zur Konsolidierung bleibt nach Meinung von Experten hoch - insbesondere für die kleineren Anbieter.

Denn der Boom flaut weiter ab und manche Anbieter wie Freenet kämpfen inzwischen sogar mit einem Kundenschwund. "Das Wachstum auf dem DSL-Markt ist noch da", sagt Gerd Eickers, Präsident des Branchenverbands VATM. "Allerdings kann man damit rechnen, dass es in den nächsten Jahren abflacht." Für das laufende Jahr rechnet der Verband deshalb nur noch mit 3,2 Millionen neuen reinen DSL-Kunden, nachdem in den vergangenen Jahren jeweils rund vier Millionen Kunden gewonnen werden konnten. Andere Schätzungen sind noch pessimistischer.

"Konsolidierung wird kommen"

Experten sind sich angesichts dieser Entwicklung sicher, dass die Konsolidierung nur noch eine Frage der Zeit ist. "Am Ende werden neben der Telekom zwei oder drei DSL-Anbieter und zwei oder drei Kabelanbieter übrig bleiben", sagt Sal.Oppenheim-Analyst Frank Rothauge. "Der Weg dahin ist aber schwieriger, als man denkt." Die einzelnen Beteiligten müssten sich an einen Tisch zusammensetzen - bis dahin verpassen die Anbieter nach Meinung des Analysten Synergien in dreistelliger Millionenhöhe. "Das ist richtig viel Geld, das auf der Straße liegt."

Wann es allerdings soweit sein wird, darüber wagen die Experten keine genaue Prognose. "Der Zeitpunkt der Konsolidierung ist durch den Preis definiert", sagt Martin Gutberlet vom Marktforschungsinstitut Gartner. Aus diesem Grund sei auch der Verkaufsprozess des DSL-Geschäfts von Freenet ins Stocken geraten. Freenet und der Finanzinvestor Permira, der knapp ein Viertel an der Gesellschaft hält, haben zu hohe Preisvorstellungen.

"Die Konsolidierung scheitert daran, dass es derzeit keinen Interessenten gibt, der mehrere kleine Anbieter zukauft", sagt Accenture-Experte Nikolaus Mohr. Für internationale Unternehmen mache ein Einstieg bei einem der kleineren Spieler auf dem deutschen DSL-Markt wenig Sinn. An der Konsolidierung müssten sich aber nicht unbedingt nur Telekommunikationsunternehmen beteiligten. "Es ist für jede Art von Spieler interessant, Kundenspektren zu kaufen", sagt Mohr. "Wir sehen das im Mobilfunkbereich, wo auch Tchibo und andere branchenfremde Unternehmen Angebote platzieren." Das müsse nicht unbedingt ein Telekommunikationsunternehmen sein.