70 Millionen Mark Schulden

Konkursgericht stoppt Europe Online

09.08.1996

Mit 70 Millionen Mark Verbindlichkeiten ist ELO überschuldet. Die finanzielle Schieflage war entstanden, als Anfang Juli der Burda-Verlag von Bord ging und sämtliche Anschubhilfen stoppte.

Der Verlag hält jedoch weiterhin 100 Prozent der Anteile an der deutschen Niederlassung in München. EOL sollte der erste europäische Online-Dienst mit Angeboten in der jeweiligen Landessprache werden. Insgesamt rund 25000 Abonnenten konnten die Betreiber unter anderem in Frankreich, Luxemburg, Großbritannien und Deutschland überzeugen - verglichen mit den 700000 Compuserve- und 200000 America-Online-Nutzern war das zuwenig.

Wenig hilfreich in dem umkämpften Markt war sicherlich auch der späte Einstieg. Als letzter der neuen Online-Dienste ging EOL mit einem Internet-basierten Konzept ans Netz. Die Strategie, mit eigenen redaktionellen Inhalten zu überzeugen, blieb erfolglos, weil das Netz der Netze selbst schon genügend Informationen liefert. Als reiner Zugang zum Internet war EOL allerdings zu teuer und unterstützte Funktionen wie E-Mail und das File Transfer Protocol (FTP) nur unzureichend.

Bis zuletzt verhandelte die europäische Geschäftsführung mit der ITT Corp., dem Betreiber des Online-Dienstes Compuserve, über eine mögliche Beteiligung. Laut dem Compuserve-Manager Steven Stanbrook scheiterten die Gespräche an der Ungeduld des Konkursgerichts. EOL-Miteigentümer Christian Schwarz-Schilling sprach dagegen von unsinnigen Forderungen seitens Compuserves. Insidern zufolge sind die Verhandlungen aber auch an den unterschiedlichen Zielen der zahlreichen EOL-Teilhaber gescheitert.

Den an EOL beteiligten Banken soll bereits ein Angebot der Deutschen Telekom vorliegen. Der Bonner Carrier spekuliert offenbar darauf, die Konkursmasse übernehmen zu können. T-Online, derzeit noch auf Deutschland begrenzt, könnte somit auch europaweit angeboten werden.