Konkurrenzdruck: Oracle kauft Cloud-Know-how zu

02.01.2013
Mit dem Kauf von Eloqua will Oracle sein Cloud-Geschäft weiter auf Touren bringen. Der Konzern muss sich beeilen, um seine starke Marktstellung zu behaupten. Reine Cloud-Anbieter wie Salesforce und Workday sind deutlich agiler.

Oracle hat Nachholbedarf im Cloud-Geschäft. Nachdem Gründer und CEO Lawrence Ellison noch vor wenigen Jahren über die IT-Wolke gelästert und das Ganze als schnell vorübergehenden Hype abgetan hatte, muss er heute zusehen, nicht den Anschluss zu verlieren. Agile Cloud-Anbieter wie Salesforce und Workday, die keine On-Premise-Verpflichtungen haben, bestimmen heute die Dynamik in diesem Wachstumsmarkt.

Unternehmen wie Oracle und SAP müssen sich beeilen, um nicht abgehängt zu werden. Beide Unternehmen haben das erkannt und setzen unter anderem auf Zukäufe. Oracles jüngster Coup: Kurz vor Weihnachten gab der Softwareriese bekannt, den US-Anbieter Eloqua für 871 Millionen Dollar übernehmen zu wollen. Das Unternehmen bietet Lösungen für automatiserte Marketing-Prozesse im Web an - aus der Cloud. Anwender sollen damit in die Lage versetzt werden, das Potenzial ihrer Kunden effizienter zu analysieren und zu nutzen. Beispielsweise ließen sich Kundenverhalten sowie Entscheidungsprozesse besser untersuchen und auf dieser Basis dann Kunden genauer qualifizieren und Verkaufschancen identifizieren.

Firmen investieren in Marketing

Mit dem Kauf von Eloqua baut Oracle sein Portfolio von Customer-Relationship-Management-(CRM-)Lösungen aus der Cloud weiter aus. Zuvor hatte der Konzern bereits viel Geld in die Übernahmen von Vitrue und Rightnow gesteckt. Die Modernisierung der Marketing-Aktivitäten sei in vielen Unternehmen derzeit ein kritischer Bereich, in den viel Geld investiert werde, begründete Thomas Kurian, Executive Vice President für Oracles Infrastrukturbereich, die Übernahme. Die Marketing-Automation-Lösungen von Eloqua würden künftig das Herzstück von Oracles Marketing-Cloud bilden, kündigte der Manager an.

Härterer Wettbewerb in der Cloud

Die Übernahme zeigt, dass im Cloud-Geschäft derzeit mit harten Bandagen um eine gute Ausgangsposition gekämpft wird. Mit dem Deal gelingt Oracle auch ein Schlag gegen den Konkurrenten Salesforce. Eloqua ist ein wichtiger Partner für das Ökosystem des CRM-Cloud-Spezialisten. Zwar beteuerten die Oracle-Verantwortlichen, die Lösung offen für Drittanwendungen halten zu wollen. Analysten wie Denis Prombriant von der Beagle Research Group rechnen jedoch damit, dass sich das ändern könnte.

Damit dürfte sich der Wettbewerb weiter verschärfen. Auch Salesforce hatte zuletzt sein Cloud-Angebot an Marketing-Lösungen ausgebaut. Die Übernahmen von Radian6 und Buddy Media konzentrierten sich aber hauptsächlich auf Social-Komponenten. Da nun mit dem Kauf von Eloqua ein unabhängiger Partner für die Marketing-Automatisierung wegfällt, könnte Salesforce selbst in diesem Bereich aktiv werden, glauben Experten.

Derweil versucht Oracle-Chef Ellison, sein Cloud-Geschäft starkzureden. Dabei nimmt er vor allem Konkurrenten wie Salesforce und Workday ins Visier. Man habe zuletzt gute Deals gegen Salesforce gewonnen, ließ er durchblicken. Und Workday sei in Nordamerika schon geschlagen, in Europa ebenfalls beinahe vom Markt gedrängt. Ellisons Salven sind jedoch auch ein Zeichen dafür, an welcher Stelle er offenbar Bedrohungen für das eigene Geschäft sieht. Workday, das im Oktober 2012 an die Börse gegangen war, bietet Finanz- und Personalverwaltungssoftware aus der Cloud an. Das Unternehmen, das von David Duffield 2005 gegründet worden war, nachdem Oracle dessen Softwarefirma Peoplesoft nach einem harten Übernahmekampf geschluckt hatte, wird derzeit mit rund neun Milliarden Dollar bewertet - bei Quartalsumsätzen von um die 70 Millionen Dollar. Allerdings konnte der Cloud-Spezialist seine Einnahmen zuletzt verdoppeln - und die Investoren erwarten weitere Heldentaten.

Hauptgeschäft bleibt Wartung

Oracles Geschäfte entwickeln sich weniger dynamisch, freilich auf einem ganz anderen Niveau. Allein der Profit erreichte im zweiten Geschäftsquartal 2,6 Milliarden Dollar, ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Einnahmen legten zwar nur um drei Prozent zu, was bei einem Volumen von 9,1 Milliarden Dollar aber verschmerzbar sein dürfte. Die Cloud-Einnahmen bezifferte Finanzchefin Safra Catz auf 230 Millionen Dollar. Das sind 2,5 Prozent des Gesamtumsatzes. Wichtigste Einnahmequelle bleibt das klassische Wartungsgeschäft, das mit rund 4,3 Milliarden Dollar fast die Hälfte zum Umsatz beiträgt. (ba)