Konkurrenz ausgeschaltet HDS Deutschland soll zugunsten von Comparex die Tore schliessen

12.11.1993

MUENCHEN (hp) - Die Comparex Informationssysteme GmbH und Hitachi Data Systems (HDS) haben Europa unter sich aufgeteilt. Jetzt ist nur noch einer der PCM-Anbieter pro Land taetig. In Deutschland machte die BASF-Tochter Comparex das Rennen, waehrend die deutsche HDS die Tore schliessen soll. Bei HDS-Anwendern stoesst diese Uebereinkunft auf heftige Kritik.

Ausser Deutschland erhaelt Comparex in Europa die alleinigen Vertriebsrechte fuer Oesterreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Spanien, Portugal und Griechenland. Im Gegenzug gibt die BASF- Tochter ihre Aktivitaeten in Grossbritannien, Frankreich, Schweden und der Schweiz auf.

Die Vereinbarung, die zwischen der BASF AG und Hitachi Ltd. getroffen wurde, soll laut Comparex-Sprecher Gunther Wolf sofort umgesetzt werden: "Beide Parteien sind dabei, sich aus den entsprechenden Maerkten zurueckzuziehen und die Gesellschaften in die geordnete Liquidation zu ueberfuehren."

Zukunft der Mitarbeiter von HDS ist ungewiss

Was mit den Mitarbeitern aus den zu schliessenden Gesellschaften geschehen soll, ist noch ungeklaert, denn eine Uebernahmeerklaerung liegt nicht vor. Dies trifft auch auf die HDS-Niederlassung in Deutschland zu, in der momentan rund 110 Mitarbeiter beschaeftigt sind. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass Comparex einzelne Mitarbeiter von HDS uebernimmt, aber es ist noch nichts entschieden", meint Wolf. Momentan werde untersucht, ob Comparex fuer die Betreuung der ehemaligen HDS-Kunden mehr Personal benoetige. "Auch wenn wir den Mitarbeiterstamm aufstocken, steht noch nicht fest, ob die Neuen von HDS oder beispielsweise von der IBM kommen", kommentiert der Comparex-Sprecher.

In Deutschland hat HDS laut eigenen Angaben rund 150 Installationen. Die Anwender bezweifeln indes, dass der Personalstamm von Comparex fuer die zusaetzliche Betreuung der HDS- Benutzer ausreicht. "Die Anwender sind verunsichert, wie es mit dem Service weitergeht", erklaert Hans-Joachim Bergmann, stellvertretender Geschaeftsfuehrer des AOK-Rechenzentrums in Dortmund.

Das Rechenzentrum ist vor Jahren von IBM- auf Hitachi-Rechner umgestiegen und hat so laut eigenen Angaben bei gleichwertiger Hardware rund vier Millionen Mark eingespart. Durch den Wegfall des Comparex-Konkurrenten HDS sieht Bergmann auch finanzielle Nachteile auf sich zukommen: "Wenn zwei Unternehmen das gleiche Produkt anbieten, wie dies bei HDS und Comparex der Fall ist, hat der Anwender finanziell mehr Verhandlungsmoeglichkeiten." Das Dortmunder Unternehmen ist gerade dabei, auf MVS zu migrieren, ein Projekt, das Bergmann durch den Wegfall von HDS als gefaehrdet ansieht, da "die Mitarbeiter von HDS Wichtigeres zu tun haben, als sich um die Probleme der Kunden zu kuemmern". Von Comparex sei ihm zwar Unterstuetzung zugesichert worden, aber "es ist schwierig, in ein so weit fortgeschrittenes Projekt einzusteigen". Nach Einschaetzung des Geschaeftsfuehrers von HDS, Gerd vom Bruch, kommt die Entwicklung der IBM sehr zugute, die versuche, aus der Unzufriedenheit der HDS-Kunden Vorteile zu ziehen.

Zu diesem Schluss gelangte auch Bergmann: "Der Vertriebsbeauftragte von IBM war bereits im Hause und wollte uns wieder als Kunden gewinnen." "Grundsaetzlich habe ich nichts dagegen, dass nur noch ein Vertriebskanal von Hitachi in Deutschland existiert.

Wenn allerdings hochkaraetige Mitarbeiter von HDS nicht uebernommen werden, mit denen wir teilweise seit 1978 zusammenarbeiten, dann halte ich das fuer ein sehr grosses Problem", erklaert ein langjaehriger HDS-Anwender, der anonym bleiben will.