Online-Recruiting/Kommentar

Kompromisslose Bewerber

02.02.2001

Mit dem Internet wird alles gut. Ob Beziehungen zum Verbraucher, Geschäftspartner oder Bewerber - mit einem "E" davor müssen sich die Probleme einfach schneller lösen lassen. Dem Glauben hingen viele Personaler an, die unter dem Druck des IT-Fachkräftemangels ihre Hoffnungen auf das E-Recruiting setzten.

Nach zwei Jahren gibt es immer noch keine Patentrezepte gegen den Personalmangel. Die Zeiten, in denen ein Unternehmen schon als innovativer Arbeitgeber galt, weil es seine Stellenanzeigen in einer Online-Jobbörse schaltet oder auf der Firmen-Website bekannt macht, sind längst vorbei. Diese Methoden sind nicht mehr als der Mindeststandard und bringen darum auch nicht mehr den gewünschten Erfolg.

Viele Online-Jobbörsen sind zum Sammelsurium von Jobs angeschwollen - für umworbene Kandidaten wie Informatiker ein zu mühsamer Weg, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Darum versuchen die Jobbörsen, ihre Zielgruppe mit Inhalten rund um das Thema Karriere anzulocken. Doch die gezielte Ansprache ist mit großem Aufwand und Kosten verbunden. Das müssen auch Unternehmen erfahren, die den Karrierebereich auf ihren eigenen Websites ausbauen wollen. Die Inhalte müssen fundiert, ständig aktuell und glaubwürdig sein - bei schöngefärbten Werbetexten klickt der Nachwuchs weg.

Durch das Internet sind die Kandidaten kompromisslos geworden: Wenn eine Firma nicht binnen fünf Tagen auf eine Online-Bewerbung reagiert, ist sie für viele nicht mehr diskutabel. Die Unternehmen geraten durch E-Recruiting mehr unter Druck, als dass sie entlastet werden. Wer qualifizierte Bewerber über das Web ansprechen will, muss sich immer neue, im Zweifelsfall teure Wege einfallen lassen: Denn nur dadurch können sich Arbeitgeber von der Masse abheben - wie das Beispiel von Rekrutierungsspielen im Internet zeigt (Seite 54). am