GEA und SAP mit strategischer Partnerschaft

Komplexität runter, Intelligenz rauf: Harmonisierung als Schlüssel zu mehr digitaler Innovation

19.05.2020
Anzeige  Harmonisierung der Prozesse und ERP-Systeme in kürzester Zeit. Dieses Ziel setzt Christian Niederhagemann, CIO beim Maschinenbauer GEA, auch mittels Partnerschaften um. Er forciert eine enge Zusammenarbeit mit SAP und setzt auf die Reduktion von Komplexität für mehr digitale Innovationen. Gerade jetzt.

"Bei uns ist alles heterogen gewachsen. Anwendungen, Prozesse, Datenbestände - eine äußerst komplexe Ausgangslage." So umschreibt CIO Christian Niederhagemann die Herausforderung bei GEA. Hinter dem Kürzel stehen mehr als 200 operative Tochtergesellschaften weltweit. Die Aktiengesellschaft, 1881 gegründet, beschäftigt heute rund 18.500 Mitarbeiter und setzt knapp fünf Milliarden Euro um. Damit gilt GEA als einer der größten Systemanbieter für die nahrungsmittelverarbeitende Industrie.

Niederhagemann wechselte im Mai 2019 von Mann + Hummel zu GEA und steht vor der Herausforderung, weltweit Prozesse und Systeme zu harmonisieren. Als Drehscheibe bezeichnet der CIO die ERP-Systemlandschaft (Enterprise Ressource Planning). Dazu ein paar Zahlen: die Server-seitig ursprünglich gut 4.000 Applikationen wurden bereits auf 1.600 reduziert. "Aber auf ERP-Seite haben wir immer noch 70 verschiedene Ausprägungen", sagt der IT-Entscheider. "Das geht so nicht. Wir analysieren und definieren jetzt alle Prozesse, nehmen Komplexität raus und kommen so zu performanteren Abläufen und einer bereinigten ERP-Landschaft."

"Die Daten werden nicht weniger. Deshalb müssen wir sie so strukturieren und harmonisieren, dass jeder weiß, wo er hingreifen muss. Eine Reduktion von Komplexität, hin zu mehr Standards, ist dabei ein wichtiger Schritt", Christian Niederhagemann, CIO GEA
"Die Daten werden nicht weniger. Deshalb müssen wir sie so strukturieren und harmonisieren, dass jeder weiß, wo er hingreifen muss. Eine Reduktion von Komplexität, hin zu mehr Standards, ist dabei ein wichtiger Schritt", Christian Niederhagemann, CIO GEA
Foto: GEA

Der 49-Jährige folgt dabei dem Business als oberste Leitlinie: "Wir wollen spürbare Verbesserungen für die Kunden von GEA erzielen und neue Geschäftsmodelle durch digitale Innovation erschließen, so schnell wie möglich! Das gilt gerade jetzt in Zeiten weltweiter Verschiebungen und der zunehmenden Bedeutung von Digitalisierung."

Als Partner des Business will Niederhagemann "einen neuen Umgang mit Daten und Informationen etablieren". Ziel ist, einen "golden Record" im gesamten Konzern zu schaffen - also das ERP-System als eine Single Source of Truth zu etablieren. "Die Daten werden nicht weniger. Deshalb müssen wir sie so strukturieren und harmonisieren, dass jeder weiß, wo er hingreifen muss. Eine Reduktion von Komplexität, hin zu mehr Standards, ist dabei ein wichtiger Schritt", so Niederhagemann.

Regelmäßiger Austausch auf Vorstandsebene

Denn: Der entscheidende Wettbewerbsvorteil, den Niederhagemann erreichen will, ist der Faktor Zeit. Ein Unternehmen muss schnell reagieren, jeder Entscheider muss die passenden Daten schnell zur Hand haben. "Dabei hängt der praktische Wert der Daten von drei Faktoren ab: Menge, Qualität und Nutzung", ergänzt Ramin Mirza, Head of Platform & Technologies bei SAP. Niederhagemann will das meiste aus der gesamten SAP HANA Data Management Suite herausholen.

Die Partnerschaft mit SAP lag daher nahe. "Es gibt nicht viele Alternativen", so der CIO offen. Niederhagemann entschied sich auch wegen der langen gemeinsamen Anwender-Historie für "den größten GEA-Partner in diesem Segment". In dem Unternehmen läuft viel Umsatz bereits heute über SAP-Systeme. Der CIO sieht die Beziehung zu den Walldorfern als Co-Innovatoren. "Wir kaufen gegenseitig Vertrauen ein", überlegt er. Gemeinsam mit SAP designt GEA eine Prozesslandschaft, die über die reinen Anwendungen hinausgeht. Zwischen beiden Unternehmen gibt es einen regelmäßigen Austausch auf Vorstandsebene. "Wir öffnen uns und die SAP genauso. Lieber habe ich weniger Partner, diese aber auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Verlässlichkeit", erklärt Niederhagemann.

Doch starke externe Partner allein reichen nicht, um eine solche weltweite Harmonisierung von Prozessen und Systemen bei GEA erfolgreich umzusetzen. Niederhagemann weiß, dass er die internen Stakeholder gewinnen muss und setzt deshalb bei allen Themen auf ein umfassendes Change- und Kommunikationsmanagement. Er spricht aus Erfahrung: 2015 wurde er bei einem Branchenwettbewerb zum "CIO des Jahres" gewählt, und zwar mit einem Change-Projekt bei seinem damaligen Arbeitgeber KHS. Die Jury hatte ausdrücklich gelobt, wie Niederhagemann die Menschen in dem Unternehmen motivieren konnte.

Eine interne "Prozess-Community" unterstützt den Roll-Out

Eine Stärke, die er auch jetzt ausspielt. Vor Programmstart wurde durch das Prozessmanagement über mehrere Monate eine weltweite Community aufgebaut, die aktuell über 150 Mitarbeiter umfasst. Die Kollegen tauschen Wissen aus und wirken aktiv am Roll-Out mit, indem sie genau die Prozesse designen, die im ERP-System umgesetzt werden. "Als CIO muss man gemeinsam mit seinen Kollegen Netzwerke bilden können", so Niederhagemann. "Fachabteilungen sind die Mehrwerte der SAP Lösungen nicht immer in Gänze bekannt", sagt er, "wir müssen daran arbeiten, mögliche Vorbehalte zu beseitigen. Vor allem werden wir die Potenziale und Mehrwerte der S/4-Plattform klar vermitteln."

GEA will seine digitale Transformation in allen Bereichen aktiv vorantreiben. So bietet der Konzern seinen Kunden immer smartere Produkte und Serviceleistungen an, um beispielsweise deren Produktionsprozesse zu optimieren und so die anspruchsvollen Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen zu erreichen. Daher kann GEA seine Angebote weiter individualisieren und ausbauen.

"Schon deshalb brauchen wir Transparenz über alle Prozesse hinweg", sagt Niederhagemann. Als größte technologische Herausforderung nennt er Integration. "Unsere Kunden erwarten von uns End-to-End-Lösungen, sowohl was unsere Produkte betrifft, aber auch im Hinblick auf unsere Serviceangebote", erklärt er. "Die Menschen und Maschinen müssen sich zukünftig immer intensiver miteinander unterhalten, dafür wollen wir rechtzeitig die Voraussetzungen schaffen."

Die Lösung liegt auch hier in der Reduktion von Komplexität durch Standards. Niederhagemann sieht die Branche gefordert, sich auf eine Plattform zu einigen. Noch beobachtet er zu viele Einzelinteressen der Lieferanten und Systemlieferanten. Sein Aufruf: "Da müssen sich die wesentlichen Player einigen. Auf lange Sicht muss das zusammenlaufen!" SAPs Head of Platform & Technologies Mirza stimmt zu - und sagt, den Blick in die Zukunft gerichtet: "Mit unserem Portfolio werden wir die Transformation bei GEA hin zu harmonisierten Prozessen und Systemen sowie digitaler Innovation zu einem Erfolg führen."